Bonner Querschnitte 22/2012 Ausgabe 216

Zurück

â??Wir möchten Sie aufrüttelnâ??: CSU-Kongress: Christenverfolgung im 21. Jahrhundert

(Bonn, 29.08.2012) Zum Kongress der CSU in München zum Thema „Christenverfolgung im 21. Jahrhundert“ bieten wir Ihnen ein Statement von Thomas Schirrmacher, einen Bericht des Bayern-Kurier, eine Meldung von ‚Missio‘ und das Einladungsstatement des CSU-Generalsekretärs.

1 Statement des Direktors des IIRF

2 Bericht aus dem Bayern-Kurier

3 Statement des Direktors von Missio

4 Einladungsschreiben des CS-Generalsekretärs

5 Links und Downloads

von links: Msgr. Prof. Obiora Ike, Generalvikar im Bistum Enugu, Nigeria; Jeremias Schröder, Erzabt von St. Ottilien; Johannes Singhammer, MdB, Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU Bundestagsfraktion; Prof. Dr. Dr. Thomas Schirrmacher, Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit; Dr. Philipp Hildmann, Hans-Seidel-Stiftung (Moderation)

1 Fundamentalisten sind die schlimmsten Christenverfolger

Der Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit, Prof. Dr. Thomas Schirrmacher, vertrat die Auffassung, dass auf Platz Nummer 1 der schlimmsten Christenverfolger, vor allem wenn man nach direkter Gewalt und nach Mord und Totschlag suche, unbestritten der Fundamentalismus stehe. Gewalttätige fundamentalistische Bewegungen im Islam, im Hinduismus (vor allem in Indien) und im Buddhismus (etwa in Sri Lanka) seien zwar Minderheiten innerhalb ihrer eigenen Religionen, aber sie seien nicht nur gewalttätig, sondern setzten oft die schwei­gende Mehrheit unter Druck, ihren Glauben offensiver und politischer unter Beweis zu stellen.

Schirrmacher wörtlich: „Fundamentalismus heißt nicht, einen Wahrheitsanspruch zu haben. Dann gäbe es auf dieser Welt fast nur Fundamentalisten und die edlen Menschen wären vor allem Westeuropäer, die stolz darauf sind, die Wahrheit nicht zu kennen und immer auf der Suche zu sein. Der Fundamentalismusbegriff, der ab 1979 berühmt wurde, war derjenige, der für Ayatollah Chomeini geprägt wurde, der im Iran den Wahrheitsanspruch einer bestimmten islamischen Richtung allen Menschen im Land aufzwang und bis heute aufzwingt. Ein Mensch, der irgendetwas für absolut richtig oder falsch hält, wird dadurch nicht gefährlich. Ein Problem wird er für die Gesellschaft erst, wenn er daraus ableitet, dass er andere zwingen darf, dasselbe zu glauben, dasselbe zu tun, und dass die ganze Gesellschaft so zu funktionieren hat, wie er es für richtig hält. Und es ist diese Art des Fundamentalismus, die in allen möglichen Weltreligionen aufgetreten ist, die für die ganz große Menge der christlichen Märtyrer und für die Opfer anderer Religionen verantwortlich ist.“

2 „Wir möchten Sie aufrütteln“: CSU-Kongress: Christenverfolgung im 21. Jahrhundert – Schock-Bericht aus Nigeria

München – Christen sind die weltweit größte Religionsgemeinschaft – und die am meisten verfolgte.

Bayern-Kurier Jahrgang 63 (2012), Nr. 18, 5. Mai 2012 (mit freundlicher Genehmigung) Opens external link in new windowhttp://www.bayernkurier.de/zeitung/artikel/ansicht/5163-wir_mochten_sie_aufrutteln.html

Wer beim Stichwort „Christenverfolgung“ nur an das römische Reich und Kaiser Nero oder Diokletian denkt, liegt falsch. Denn nie in seiner 2000-jährigen Geschichte hat das Christentum eine schlimmere Verfolgungswelle erlebt als heute, machte CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt den Besuchern des Themen-Kongresses „Christenverfolgung im 21. Jahrhundert“ klar: In mindestens 50 Ländern der Erde werden heute etwa 100 Millionen Christen diskriminiert, verfolgt, gefoltert.

Weil meistens keine Kameras dabei sind, wird kaum darüber berichtet. Die CSU will das ändern, so Dobrindt zu den Kongress-Besuchern in Münchens Karmeliterkirche: „Wir möchten Sie persönlich aufrütteln.“ Wo sonst wäre die Sorge um bedrängte und verfolgte Christen besser aufgehoben als bei den Parteien mit dem „C“ im Namen, betonte auch Verteidigungsstaatssekretär und CSU-Vize Christian Schmidt. CDU und CSU haben das Thema weltweite Religionsfreiheit und das „besondere Augenmerk auf die Lage christlicher Minderheiten“ in den Koalitionsvertrag geschrieben – zum ersten Mal. Schmidt: „Der Einsatz für die Religionsfreiheit ist fester Bestandteil unserer wertegebundenen Außenpolitik.“ Schmidt konnte sogar von einem Erfolg berichten: Nur weil CDU und CSU sowie die deutschen Kirchen sich so für das bedrängte 1600 Jahre alte Kloster Mor Gabriel in der Türkei eingesetzt haben, existiere es überhaupt noch. Das hat ihm jedenfalls der syrisch-orthodoxe Erzbischof und Abt des Klosters, Timotheos Samuel Aktas kürzlich gesagt.

Die Regierung Erdogan sei dabei, „die Türkei als christenfreie Zone zu etablieren“, bestätigte der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Johannes Singhammer, der sich in Berlin das Thema Christenverfolgung besonders zu eigen macht. Auch Singhammer hat für bedrängte und von Mord bedrohte Christen etwas erreichen können – in Indien. Durch demonstrativen Besuch im Bundesstaat Orissa, wo Dutzende Christen von radikalen Hindus massakriert worden waren, hat er zusammen mit anderen Bundestagskollegen bewirkt, dass die Regierung in Neu-Delhi die Sicherheitskräfte in der Unruhe-Provinz verstärkte.

Kleine, aber sichtbare Gesten können helfen, berichtete auch Jeremias Schröder, Erzabt des Klosters St. Ottilien: Bei China-Besuchen gehe Kanzlerin – und Pfarrerstochter – Angela Merkel stets demonstrativ in die Kirche, „für die Gastgeber ein eindrucksvolles und unbequemes Zeichen der Solidarität“. In Chinas streng regulierter offizieller Kirche ist es immerhin möglich, „sehr ernsthaften Glauben“ zu leben, so der Erzabt. Aus Nordkorea dagegen gibt es seit 50 Jahren keine Nachricht mehr von den Christen. Religionsausübung sei dort nicht möglich. Hunderttausende Christen seien in Konzentrationslagern umgekommen. Schröder: „In Nordkorea ist das Christentum tot.“

Direkt von einem Orte brutaler Christenverfolgung kam Obiora Ike, Generalvikar im Bistum Enugu in Nigeria. Am Sonntag vor seinem Auftritt in München war in Jos, der Hauptstadt des zentralnigerianischen Bundesstaats Plateau, ein islamischer Selbstmord-Täter mit einer Autobombe in eine Kirche gefahren und hatte ein Blutbad angerichtet. Jeden Tag verüben Boko-Haram-Islamisten in Nord-Nigeria Untaten an Christen. In zwölf von 36 Bundesstaaten herrscht die Scharia – mit Steinigungen und abgehackten Händen. Die Islamisten wollen sie im ganzen Land erzwingen, obwohl gut die Hälfte der 170 Millionen Nigerianer Christen sind. 1200 christliche Konfessionen gibt es in dem westafrikanischen Land. Ike: „Zeigt uns ein Land, wo die Scharia für die Entwicklung irgendetwas erreicht hat?“ In Nigeria bringt das Christentum dem Land Ausbildung und Bürgerrechte. Dennoch setzt Ike auf Dialog mit den Boko-Haram-Islamisten. Wie man den Christen in Nigeria helfen könne? Ike: „Beten ist ganz wichtig, Anteil nehmen und sich mit der eigenen Religion befassen.“

Heinrich Maetzke

3 missio-Präsident Eric Englert: „Informieren und dann wegsehen reicht nicht“

Opens external link in new windowhttp://www.missio.com/ueber-uns/presse/pressemeldungen/missio-praesident-pater-eric-englert-„informieren-und-dann-wegsehen-reicht-nicht”/dfbbcfef-d97d-40d8-bca9-0cd3ef0ddffa?mode=detail

„Informieren und dann wegsehen reicht nicht“, erklärte der Präsident des Internationalen Katholischen Missionswerkes missio in München, Pater Eric Englert osa, mit Blick auf die zunehmende Verfolgung und Gewalt gegen Christen. Gefordert sei vielmehr eine internationale Solidarität mit den verfolgten Christen, so der missio-Präsident. Englert äußerte sich anlässlich einer Tagung zum Thema „Christen­verfolgung im 21. Jahrhundert“, die von der CSU München veranstaltet worden war. Erst am vergangenen Wochenende wurde mit einer Autobombe eine katholische Kirche in der nigerianischen Stadt Jos zerstört und viele Menschen wurden getötet.

Dabei berichtete Monsignore Professor Dr. Obiora Ike, Generalvikar im Bistum Enugu/Nigeria, von der bedrängenden Situation in seinem Land. In Nigeria gibt es 1240 verschiedene christliche Konfessionen. Trotz mancher Spannungen sei jedoch nie ein Krieg zwischen ihnen ausgebrochen, erklärte Ike. Hingegen werden von Seite der islamistischen Gruppe Boko Haram Christen systematisch verfolgt. Seit der Unabhängigkeit des Landes wird eine Islamisierung betrieben. In zwölf der 36 Bundesstaaten wurde die Scharia als Rechtssystem eingeführt. Das Land gehört offiziell zu den islamischen Staaten der Welt. Monsignore Ike forderte die Teilnehmer des Kongresses auf, die Situation seines Landes wach zu verfolgen. Trotz der gegenwärtig schwierigen Situation für Christen ist Monsignore Ike davon überzeugt, dass der Dialog zwischen den Religionen der einzige Weg ist, die Lage zu verbessern.

Zu den Teilnehmern der Veranstaltung gehörten Erzabt Jeremias Schröder (Abtei der Missionsbenediktiner St. Ottilien), Professor Dr. Dr. Thomas Schirrmacher (Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit, Bonn), der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag Johannes Singhammer, Staatssekretär Christian Schmidt und CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt.

4 Einladung durch den CSU-Generalsekretär

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich lade Sie sehr herzlich zum Themen-Kongress „Christenverfolgung im 21. Jahrhundert“ ein. Die Verfolgung von Christen ist kein Thema aus dunkler Vergangenheit. Christenverfolgung im 21. Jahrhundert ist leider aktueller denn je. In den vergangenen Jahren haben Meldungen über Diskriminierungen, Schikanierungen, Verfolgung und Tötungen von Christen, nicht auch zuletzt im Zusammenhang mit dem „arabischen Frühling“ stetig zugenommen. In mindestens 50 Staaten weltweit werden täglich Kirchen und Gebetshäuser zerstört. Menschen die aufgrund Ihrer religiösen Überzeugung verfolgt werden sind zu 80% Christen.

Die Christlich-Soziale Union (CSU) ist solidarisch mit allen Menschen, die aufgrund Ihres Glaubens Verfolgung erleiden müssen. Als Christen, die in einem sicheren Land leben, ist es unsere Plicht auf das Schicksal unserer verfolgten Brüder und Schwestern im Glauben aufmerksam zu machen. Die Christenverfolgung im 21. Jahrhundert können wir bekämpfen. Wir wollen eine Öffentlichkeit für diejenigen herstellen, die dazu nicht die Möglichkeit haben. Wir wollen die Missstände in Bezug auf Religions- und Glaubensfreiheit gegenüber den Unterdrückern anprangern. Das ist der erste notwendige Schritt zur Verbesserung der Lage für alle Unterdrückten.

Mit freundlichen Grüßen

Alexander Dobrindt, MdB, Generalsekretär der CSU

5 Links und Downloads

Links:

·         Ansprache Monsignore Prof. Obiora Ike: Opens external link in new windowhttp://www.youtube.com/watch?v=KBDxGUjkBgs

·         Opens external link in new windowhttp://www.hildmann.de/?p=834

·         Opens external link in new windowhttp://bethnahrin.de/2012/03/16/christenverfolgung-im-21-jahrhundert/

·         Opens external link in new windowhttp://www.facebook.com/media/set/?set=a.321691337890466.73951.143597845699817&type=3

 

Downloads:

·         Einladung (Initiates file downloadpdf)

·         Einladung Titelblatt (Initiates file downloadjpg)

·         Einladung Programm (Initiates file downloadjpg)

·         Initiates file downloadFoto Bühne 1 (Marianne Brückel)

·         Initiates file downloadFoto Bühne 2 (Marianne Brückel)

Dokumente

BQ0216.pdf