Bonner Querschnitte 27/2014 Ausgabe 313

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Sexueller Jihad für IS: Wo bleibt der Aufschrei der islamischen Welt

Ein Kommentar von Thomas Schirrmacher


(Bonn, 08.09.2014) Der Focus meldet aus dem Bürgerkrieg im Irak – wie viele andere Medien auch: „Überall in der Stadt aufgehängte Plakate befehlen den Familien, ihre unverheirateten Töchter zu übergeben – zur sexuellen Unterstützung des Dschihad, des ‚Heiligen Krieges‘. Das berichtet etwa der britische „Mirror“. Wer dem Erlass nicht folge, werde der Scharia, dem islamischen Gesetz, zugeführt. ... Die unter Muslimen heftig umstrittene Praxis wird ‚Dschihad al Nikah‘, auf Deutsch etwa ‚sexueller Dschihad‘, genannt. Sie geht auf eine Fahtwa, einen verbindlichen Glaubensspruch, eines Klerikers aus Saudi-Arabien zurück. Dieser hatte die Kriegsprostitution gebilligt nach dem Motto: Was dem Heiligen Krieg nutzt, nutzt Allah.“ (www.focus.de)

Neben diesen Vergewaltigungen soll es auch begeisterte Mädchen und Frauen geben, die das freiwillig tun (wobei nach unseren Rechtsvorstellungen auch freiwilliger Sex von Minderjährigen den Tatbestand der Vergewaltigung erfüllen kann): „In Syrien gaben sich daraufhin Hunderte Mädchen ab 14 Jahren – aber auch jünger – den sexhungrigen Glaubenskriegern hin, darunter auch Tunesierinnen. Viele kehrten schwanger zurück, andere mit Geschlechtskrankheiten. Nun beginnt das Grauen im Irak von Neuem.“ (ebd.)

Wo bleibt der Aufschrei in der islamischen Welt?

Vergewaltigung und Krieg gehörten und gehören in der Geschichte leider immer zusammen [siehe meine Bücher ‚Unterdrückte Frauen‘, S. 35-43, und ‚Menschenhandel‘, S. 11, 53, 67-68]. Und auch die zwangsweise Abstellung als Prostituierte im Krieg hat leider eine sehr lange Geschichte. Die Japaner stahlen zu Tausenden koreanische Mädchen als ‚Trostfrauen‘ für die Front, die Nazis verwandelten die KZs auch in Bordelle. „Massenhafte Gewalt gegen Frauen ist seit Jahrtausenden eine fast selbstverständliche Begleiterscheinung aller Kriege und Bürgerkriege gewesen. Sie kommt auch dort vor, wo Staaten ein schwach entwickeltes Rechts- und Justizwesen aufweisen und Rechtlosigkeit um sich greift. Als wäre das nicht erschreckend genug, muss man feststellen, dass dieser Faktor seit 100 Jahren eher zu- als abnimmt.“ (‚Unterdrückte Frauen‘, S. 35)

Aber im Irak geschieht das alles im Namen Gottes und zu Ehren des moralischen Sieges über den verweltlichten Westen und über die von ihm angesteckten Demokratien in der islamischen Welt!

Dazu kommt, dass es sich häufig um minderjährige Mädchen handelt. Nochmal: Nach unserem Rechtsverständnis spielt es dann auch keine Rolle mehr, ob diese Mädchen vermeintlich begeistert oder in religiösem oder familiärem Gehorsam zustimmen: Es handelt sich so oder so um sexuellen Missbrauch bzw. Vergewaltigung.

Muslimische Eltern, schützt eure Kinder vor diesem Wahnsinn, auch, in dem ihr weltweit protestiert!

Müssten Muslime nicht weltweit dagegen aufstehen, nicht (nur) gegen Mohammedkarrikaturen, sondern dagegen, dass im Namen des Islam Vergewaltigung als Weg ins Paradies gepredigt wird?

Würde die islamische Welt nicht aufschreien, wenn solche Verbrechen vom Westen oder von Christen begangen würden? Wird der sexuelle Missbrauch durch katholische Priester, den IS an Schlechtigkeit bei weitem überbietet, nicht oft als Beweis für die Verdorbenheit des Christentums angeführt?

 

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·        Initiates file downloadFoto: Schirrmacher im Gespräch mit dem Großmufti von Libanon, der die Verfolgung von Christen durch IS verurteilt

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