Bonner Querschnitte 04/2014 Ausgabe 290

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Was sagt der Islam zur Zwangsehe?

Heidelberger Oberbürgermeister war Schirmherr eines Zonta-Club-Abends mit Christine Schirrmacher, Sabatina James und Matthias Matussek

(Bonn, 19.02.2014) Unter dem Thema „Muslimische Frauen in Europa zwischen Selbstbestimmung und Entmündigung“ hielt Christine Schirrmacher, Professorin für Islamwissenschaft in Leuven, Bonn und Erfurt und Direktorin des „International Institute of Islamic Studies“ der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA), am 22.2. 2013 einen Vortrag in der Print Media Akademie in Heidelberg. Der Erlös dieses vom ZONTA-Club Heidelberg veranstalteten Abends unter Schirmherrschaft des Heidelberger Oberbürgermeisters Eckart Würzner kam in voller Höhe dem Verein „Sabatina e. V.: Freedom for women in chains“ zugute, der von Zwangsheirat betroffenen Mädchen und Frauen Beratung und konkrete Hilfestellung bietet.

In der Print Media Akademie kamen an diesem Abend über 200 Gäste zusammen. Christine Schirrmacher erläuterte die nahöstliche Tradition der arrangierten Eheschließung durch die männlichen Verwandten eines Mädchens, die weniger im Koran als in der islamischen Überlieferung und den patriarchalisch geprägten arabischen Kulturen ihre Begründung findet und über die Migration auch nach Europa kam. In Europa ist die arrangierte Ehe bzw. Zwangsehe aus vergangenen Jahrhunderten gut bekannt, insbesondere unter Angehörigen des Adels. Statistiken über die Häufigkeit heute arrangierter Ehen oder Zwangsehen existieren bisher für Deutschland nicht; in Großstädten wie Berlin oder Hamburg allein werden jedoch jedes Jahr mehrere Hundert Fälle dokumentiert.

Dem Vortrag schloss sich eine Podiumsdiskussion mit Christine Schirrmacher und Sabatina James an, die der bekannte ‚Spiegel‘-Journalist Matthias Matussek moderierte. Die in Österreich aufgewachsene Konvertitin zum Christentum ‚Sabatina‘ schilderte zunächst biografisch das Arrangement ihrer eigenen, von ihrer traditionellen pakistanischen Familie geplanten Zwangsverheiratung, der sie sich durch Flucht entziehen konnte. Anschließend weitete sich die Diskussion in Hinblick auf die Lage muslimischer Frauen in Europa auf die Frage nach der zukünftigen Entwicklung des Islam hin zu einer Reform oder aber zunehmenden Politisierung aus.

Eine Abkehr von patriarchalisch-traditionellen, häufig mit dem Islam begründeten Vorstellungen in Bezug auf Frauenrollen und arrangierte Eheschließungen konnte Christine Schirrmacher bisher nur bei einem Teil der islamischen Gemeinschaft ausmachen. Deswegen gäbe es noch zu viele muslimische Frauen, die nicht frei und selbstständig entscheiden könnten. Sie rief dazu auf, muslimischen Frauen in diesen Zwangslagen auf jede erdenkliche Art zu helfen.

 

Downloads und Links:

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·        Initiates file downloadFoto1: Christine Schirrmacher während ihres Vortrags

·        Initiates file downloadFoto2: Podiumsdiskussion: (von links) Sabatina James, Matthias Matussek, Christine Schirrmacher

Dokumente

BQ0290.pdf