Bonner Querschnitte 13/2006 Ausgabe 28

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Bestseller-verdächtig Ratgeber zu Ess-Störungen erfreut sich hoher Nachfrage

(Bonn, 15.11.2006) – Ein neuer Ratgeber zu Ess-Störungen in der Reihe ‚Hänssler kurz und bündig‘ ist auf erstaunliches Interesse gestoßen. Wie der Hänssler Verlag mitteilte, sei das Buch schon kurz nach Erscheinen zum bestverkauften Buch der Reihe avanciert.

Ron Kubsch, Dozent für Seelsorge am Martin Bucer Seminar, und Jörg Berger, Psychotherapeut an der Klinik Hohe Mark, gehen in dem Buch davon aus, dass Ess-Störungen ein typisches Phänomen westlicher Gesellschaften seien und sich die verschiedenen Erscheinungen deutlich auf die Schichten der Gesellschaft verteilten. So sei Magersucht ein typisches Phänomen der höheren Mittelschicht, Ess-Sucht trete dagegen häufiger in der Unterschicht auf.



Die große Nachfrage nach dem Buch zeigt, dass die angesprochenen Krankheiten im Verborgenen weiter verbreiten sind, als es öffentlich den Anschein hat. Fast jeder Pastor oder Jugendleiter wird heute mit dem Thema konfrontiert.

Nach Meinung des Herausgebers Prof. Thomas Schirrmacher vom Institut für Lebens- und Familienwissenschaften des Treff Christlicher Lebensrechts-Gruppen (Bonn) gehöre der Ratgeber in die Hand aller Eltern, Seelsorger und Berater, um Frühformen der Ess-Störungen erkennen zu können, die sich etwa bei einem Drittel aller Schülerinnen finden lasse. Je früher Hilfe angeboten werde, desto höher seien die Heilungschancen.


Ess-Störungen verstehen und überwinden

In der Hänssler-Reihe „kurz und bündig“ ist eine Publikation  zum Thema Ess-Störungen erschienen

Mit einer einfachen Diät fing es an. Wie ihre Freundinnen wollte auch Christin figurbetonte Kleidung tragen. Aber sie hatte das Gefühl, etwas zu pummelig zu wirken. Die 15jährige begann, mehr Obst und Gemüse zu essen und Süßigkeiten zu meiden. Von ihrer Familie und ihren Bekannten wurde sie zunächst wegen ihrer Selbstdisziplin beneidet und mit viel Aufmerksamkeit belohnt. Aber Christin konnte den Prozess nicht mehr stoppen. Obwohl sie schon längst ihr Traumgewicht erreicht hatte, hungerte sie weiter und steigerte zusätzlich durch viel Sport ihren Kalorienverbrauch. Plötzlich war es nicht mehr Christin, die ihr Gewicht kontrollierte, sondern eine Magersucht, die Christin völlig im Griff hatte.

Wenn die Gedanken geradezu zwanghaft um Themen wie Essen, Gewicht, Figur und Kalorienzählen kreisen; wenn durch das Essen bzw. Nicht-Essen Probleme verdrängt oder bearbeitet werden sollen; wenn das Essverhalten völlig außer Kontrolle gerät – dann spricht man von einer Ess-Störung. Da unsere Ernährung tief mit unseren Sehnsüchten, Empfindungen und unserer Lebenskultur verwoben ist, verwundert es nicht, wenn die Ursachen tiefer liegen. Viele Betroffene versuchen, durch übertriebene Nahrungszufuhr oder durch Nahrungsverzicht innerseelische und soziale Konflikte zu bewältigen.

In Zeiten seelischer Anspannung, zum Beispiel beim Verlust eines geliebten Menschen oder während eines anstrengenden Examens, neigen zahlreiche Menschen dazu, besonders viel oder wenig zu essen. In aller Regel finden Betroffene zum normalen Essverhalten zurück, sobald sich die seelischen Spannungen gelöst haben. Bei einigen Menschen verändern sich die Essgewohnheiten jedoch dauerhaft. In den letzten 20 Jahren stieg die Zahl derer, die an Ess-Störungen erkrankten, kontinuierlich an. Als Risikogruppen gelten dabei vor allem junge Frauen in bestimmten Berufsgruppen, wie z. B. Künstler, Models oder Balletttänzerinnen. Prominente Beispiele wie Elton John oder Lady Diana sorgten in den vergangenen Jahren für Schlagzeilen, da sie öffentlich über ihr problematisches Essverhalten sprachen.

Ess-Störungungen sind eine typische Erscheinung westlicher Wohlstands-gesellschaften. In anderen Kulturkreisen, ausgenommen Japan, tritt die Krankheit so gut wie nicht auf. Überzogene Leistungsansprüche und Schönheitsideale sowie ein entpersonalisiertes Körperbild prägen die Sichtweise auf den eigenen Körper entscheidend.

Ron Kubsch, Dozent für Seelsorge am Martin Bucer Seminar und Jörg Berger, Psychotherapeut an der Klinik Hohe Mark, haben ein Buch zum Thema Ess-Störungen vorgelegt. Sie schildern darin die wichtigsten Ursachen für die Krankheit und zeigen erste Schritte zur Heilung auf. Der Leser erfährt, wie sich gesundes von gestörtem Essverhalten unterscheidet. Eine Einführung in die verschiedenen Formen der Ess-Störungen hilft, diese einzuordnen und frühzeitig zu erkennen.

Fallbeispiele und Graphiken veranschaulichen den Sachverhalt, so dass besonders Leser angesprochen werden, die mit der Thematik noch nicht vertraut sind und sich einen ersten Überblick verschaffen möchten. Wege zur Heilung werden aufgezeigt und Fragen beantwortet, die an die Autoren öfter herangetragen werden. Ein Adressen- und Literaturverzeichnis am Ende des Buches regt zur Nacharbeit an und erleichtert weitere konkrete Schritte.

Maria-Magdalena Pruß

 

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