Bonner Querschnitte 39/2013 Ausgabe 274

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Christine Schirrmacher über internationale Menschenrechtserklärungen und ihnen zugrunde liegende Weltanschauungen

(Bonn, 18.10.2013) Im Rahmen einer Gastvorlesung an der Juristischen Fakultät der Universität von Hongkong zum Thema „Internationale Menschenrechtserklärungen und ihnen zugrunde liegende Weltanschauungen“ sprach Christine Schirrmacher, Professorin der Islamwissenschaft in Leuven, Bonn und Erfurt und Direktorin des “International Institute of Islamic Studies” der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA), vor rund 200 Zuhörern über die Frage, wie in Ländern mit stark eingeschränkten Menschenrechten diese erweitert werden könnten. Gerade angesichts der Protestbewegungen des Arabischen Frühlings und der dort im vieltausendstimmigen Chor vorgebrachten Forderung nach vermehrten Freiheitsrechten stelle sich die Frage, wie eine solche Erweiterung von Menschen- und Freiheitsrechten erreicht werden könne und welche Voraussetzungen dafür geschaffen werden müssten.

Nach Auffassung von Schirrmacher sei ein Schlüssel zum Verständnis für die vor Ort jeweils gültige Definition von Menschenrechten die ihnen zugrunde liegenden Weltanschauungen: So sei etwa das Menschenrechtsverständnis des Dritten Reiches, das die Menschenrechte zahlreicher gesellschaftlicher Gruppierungen drastisch einschränkte oder sie ihnen sogar völlig absprach, nur vor dem Hintergrund der sie prägenden NS-Ideologie erklärbar. Diese Weltanschauungen – seien sie religiös oder areligiös begründet – prägten Werte und diese Werte fänden über den gesellschaftlichen Diskurs Eingang in die Politik. Dort würden in den parlamentarischen Gremien die Menschenrechte in konkrete Gesetze umgemünzt.

Ebenso seien islamische Menschenrechtserklärungen wie die von der OIC verabschiedete „Kairoer Erklärung der Menschenrechte“ von 1990 nur vor dem Hintergrund des klassischen Schariarechts verständlich, das die Begründung und Begrenzung der in der Kairoer Erklärung genannten Rechte definiert. Diese Bindung politischer Parteien und Machthaber an das Schariarecht sei nach den Umwälzungen des „Arabischen Frühlings“ stärker als je zuvor. Es sei zu befürchten, dass trotz der nachdrücklichen Freiheitsrufe bei den gegenwärtigen Demonstrationen und Volksaufständen im Nahen und Mittleren Osten nur die Menschen- und Freiheitsrechte gewährt werden würden, die weltanschaulich begründet und von einem Großteil der Bevölkerung mitgetragen werden könnten. Da bisher vorwiegend islamistische Kräfte die Macht in der Region übernommen hätten, sei die Gewährung umfangreicher Freiheitsrechte unabhängig von islamrechtlich definierten Vorgaben dort derzeit wohl nicht zu erwarten, so Schirrmacher.

Die 1911 gegründete Universität Hongkong ist die älteste Universität von Hongkong und belegt bei den Rankings der Universitäten in China, in Asien und sogar weltweit stets vordere Plätze. Im QS World University Rankings lag sie 2010, 2011 und 2012 weltweit auf Platz 23 und damit für Asien auf Platz 1. Die Juristische Fakultät gehört zu den angesehensten Ausbildungsstätten für Juristen in Asien überhaupt. An der Universität studieren etwa 22.000 Studenten, davon 1.500 an der Juristischen Fakultät.

Der Dekan der Fakultät Professor Chan M. M. Johannes sagte zur Einladung einer westlichen Kollegin: „Hongkong ist zweifellos einer der geschäftigsten internationalen Städte, ein Treffpunkt von Ost und West ... Es ist unsere Vision, nicht nur erstklassige Juristen vom größten Kaliber und großer Integrität auszubilden, sondern auch Leitungspersönlichkeiten, die sich breit der internationale Diskussion ausgesetzt haben, einer Vision folgen und von Hingabe an die Gesellschaft gekennzeichnet sind.“

Die Gastvorlesung wurde von der Juraprofessorin Prof. Karen Kong von der Universität Hongkong moderiert.

 

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