Peter O’Brien in München

Neutestamentler aus Sydney hält Gastvorlesung in München

Peter O’Brien, langjähriger Professor am Moore Theological College in Sydney (Australien) und Autor zahlreicher Bücher, darunter vielbeachtete Kommentare zum Epheser-, Philipper-, Kolosser-, Philemon- und Hebräerbrief, hat am 21. und 23. März in München mehrere Vorträge gehalten.

Am Samstag legte er am Studienzentrum des Martin Bucer Seminars in seiner Vorlesung den Philipperbrief aus. Prof. O’Brien zeigte unter anderem die tiefe Verbundenheit auf, welche der Apostel Paulus für die Gemeinde in Philippi empfand: Sein Dankgebet zum Eingang kommt von ganzem Herzen und Gott selbst ist Zeuge für die große Zuneigung, die er für die Gläubigen hegt (Phil 1,3-8). Es ist gerade diese Zuneigung, die ihn dann dazu bringt, auch im Bittgebet für die Philipper einzustehen und um noch mehr Liebe und Erkenntnis zu beten (Phil 1,9-11). O‘Brien zeigte zudem, wie im Philipperbrief der ungewöhnliche Fortschritt des Evangeliums deutlich wird und Paulus sich darüber trotz seiner Gefangenschaft freut, da es ihm nicht um den eigenen Ruf, sondern ausschließlich die Ausbreitung der Herrschaft Christi geht (Phil 1,12-26).

Am Montagabend sprach Peter O‘Brien dann noch in der Freien evangelischen Gemeinde München-Mitte über „Paulus und das Gesetz“. Er wies zunächst auf die Komplexität und Wichtigkeit des Themas hin: Es ist wichtig, da Paulus‘ Verständnis des Gesetzes eng mit seinem Verständnis des Evangeliums verbunden ist. Es ist komplex, da in den neutestamentlichen Briefen scheinbar widersprüchliche Aussagen zum Gesetz gemacht werden. So bestätigt Paulus das Gesetz einerseits (Röm 3,31) und sagt anderseits, dass wir nicht mehr unter dem Gesetz stehen (Röm 6,14). Was also ist die Stellung des Christen zum Gesetz? O’Brien zeigte, dass wir das mosaische Gesetz immer in seinem heilsgeschichtlichen Kontext sehen müssen. Gleichzeitig sind wir als Christen deshalb nicht Antinomisten – also nicht Gegner des Gesetzes. Sondern in der Kraft des Heiligen Geistes soll das Gesetz nun auch in uns zur Erfüllung kommen (Röm 8,4). Paulus redet hierbei nicht von dem mosaischen Gesetz, sondern von dem Gesetz des Christus (Gal 6,2). Die höchste Form der Erfüllung des Gesetzes ist die Liebe (Röm 13,8-10).

Peter O’Brien hat einerseits als ausgewiesener Experte anhand vielerlei Details aufgezeigt, dass ein tiefgründiges Studium der Heiligen Schrift unerlässlich ist und wir niemals am Ende desselben angelangt sein werden. Andererseits hat er als „Hirte“ deutlich gemacht, welche Auswirkungen die entdeckten Wahrheiten auf unser Leben haben sollten. Sein Zeugnis darüber, dass er und andere Christen in Sydney nicht nur regelmäßig für das Martin Bucer Seminar in München, sondern die ganze Christenheit in Deutschland beten, hat diese Tatsache unterstrichen und die Hörer ermutigt, ihrem Herrn treu zu sein und mit ganzem Herzen zu dienen.