Bonner Querschnitte 09/2014 Ausgabe 295

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Können islamische Gesellschaften demokratisch sein?

Christine Schirrmacher sprach bei der FDP nahen Friedrich-Naumann-Stiftung für Freiheit in Köln

(Bonn, 04.04.2014) Anlässlich eines Vortrages „Freiheit, Demokratie und Islam: Ein Gegensatz?“ der Friedrich-Naumann-Stiftung für Freiheit in Köln vertrat die Bonner Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher, dass es keinen Grund gäbe, anzunehmen, dass die Ausübung des Islam als Religion, zum Beispiel durch Gebet und Fasten, im unversöhnlichen Widerspruch zu einer Demokratie stünde. „Allerdings gilt das nur in Bezug auf den Islam als persönlichem Glauben, nicht in Bezug auf den Islam als Rechtssystem, das die Rechtsprechung und Gesetze bestimmt“, so die Professorin in Löwen, Bonn und Tübingen wörtlich.


Schirrmacher referierte unter reger Beteiligung des Publikums über verschiedene Bewegungen und Theologen, die Freiheitsrechte und Islam kompatibel machten. Deren Ansätze gingen aber immer mit einer Infragestellung der klassischen Schariabestimmungen einher. „Wo das Schariarecht Gesetz, Gesellschaftsordnung und Rechtsprechung prägt, können keine umfangreichen Freiheitsrechte im Sinne der UN-Charta der Menschenrechte von 1948 zugelassen werden, denn das Schariarecht kann nach seiner traditionellen Auslegung weder Männern und Frauen noch Muslimen und Nichtmuslimen noch Religionswechslern oder Atheisten Gleichberechtigung zubilligen.“

Zur Frage, ob in arabischen Ländern Demokratien nach westlichem Vorbild entstehen können, antwortete die Referentin: „Demokratie entsteht nicht einfach von selbst und kann von außen zwar unterstützt, aber nur sehr bedingt in eine Region hineingetragen werden. Demokratie braucht wirtschaftliche Entwicklungen, aber vor allem einen weltanschaulichen Humusboden, um wachsen und gedeihen zu können. Demokratien brauchen ideengeschichtliche Ableitungen und Begründungen, die auf übergeordneten, von einer Mehrheit anerkannten weltanschaulichen Grundlagen basieren und aus diesen heraus erklärt werden können – nur dann werden sie sich bei einer Mehrheit durchsetzen und gesellschaftlich etablieren können.“

 

Links und Downloads:

·        Einladung: Opens external link in new windowhttp://www.fdp-koeln.de/index.php?l1=8&l2=0&l3=1&tid=4520

·        Opens external link in new windowBQ 264 – Nr. 29/2013: Interview mit Christine Schirrmacher anlässlich der Veröffentlichung ihres Buches „Islam und Demokratie – ein Gegensatz?“

·        Cover „Islam und Demokratie“ (Initiates file downloadjpg)

Dokumente

BQ0295.pdf