Bonner Querschnitte 19/2009 Ausgabe 103

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Kriseneindämmung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Schirrmacher beim Global Media Forum

(Bonn, 06.06.2009) Der in Bonn lebende evangelische Ethiker und Religionssoziologe Thomas Schirrmacher hat die Zivilgesellschaft aufgefordert, die Bundeswehr verstärkt in ihrem Bemühen um ethische Ausrichtung zu unterstützen und kritisch zu begleiten. Es sei gute bundesrepublikanische Tradition, dass die Parlamentsarmee im ständigen Dialog mit der Zivilgesellschaft stehe und man weder die eigene Armee bejubeln noch sich ihrer schwierigen Aufgabe verweigern müsse.

Schirrmacher sprach vor internationalem Publikum im Rahmen eines Panels zur gegenseitigen Verantwortung von Armee und der Zivilgesellschaft auf dem Deutsche Welle Global Media Forum, an dem über 1.000 Journalisten und Experten aus aller Welt teilnahmen. Am Panel waren neben Schirrmacher als militärisches Gegenüber Oberst a. D. Hans W. Odental und als Moderator Günther Knabe von der Deutschen Welle beteiligt. Knabe verfügt über langjährige Afghanistan- und Asienerfahrung.

In kaum einem Land der Erde, so Schirrmacher, kann die Zivilgesellschaft so unmittelbar über Fragen der Armee mitdiskutieren. Keiner erwartet aus falsch verstandenem Nationalismus, dass man alles wunderbar findet, was die Armee tut (wie noch zu Kaisers Zeiten), die Zahl derer, die eine Armee grundsätzlich ablehnt, ist ebenfalls klein, was natürlich auch dem Umstand geschuldet ist, dass die Bundeswehr keinen ‚Krieg‘ führen, sondern nur an Verteidigungsmaßnahmen oder Friedensmissionen teilnehmen kann (auch wenn das sprachlich politisch korrekt bisweilen auch übertrieben wird). Man denke nur an den Bericht des Wehrbeauftragten des Bundestages, in dem jeder öffentlich (fast) alles erfahren kann, was in der Bundeswehr schiefgelaufen ist und selbst schlecht behandelte Soldaten einen öffentlichen Fürsprecher haben. Leider nutzten, so der Ethiker weiter, viel zu wenige Bürger die Chance, sich über auch innere Fragen der Bundeswehr gründlich zu informieren und dann über die Ethik der ‚Inneren Führung‘ der Bundeswehr an Standorten ebenso wie im Einsatz mitzudiskutieren. Er sei jedenfalls von der Bundeswehr als Gesprächspartner immer freundlich empfangen worden, als ‚moralische Unterstützung‘ ebenso wie als ziviler Kritiker.

Dass Global Media Forum in Bonn stand dieses Jahr unter der Frage, wie Medien und Journalisten dazu beitragen können, Konflikte zu entschärfen und zu befrieden. Am Ende zog der Intendant der Deutschen Welle, Erik Bettermann, eine positive Bilanz. Es sei gelungen, Journalisten aus aller Welt mit dem Anliegen vertraut zu machen, dass nicht nur Konfliktparteien dafür verantwortlich seien, ob Konflikte eskalierten oder gelöst würden, sondern auch diejenigen, die darüber berichteten.

 

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