Bonner Querschnitte 20/2018 Ausgabe 537

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Der syrisch-orthodoxe Patriarch und der Repräsentant der WEA sprachen vor 40 Gro�muftis oder Ministern für Islam-Angelegenheiten aus 25 Ländern

(Bonn, 29.06.2018) Wie aus Sicherheitsgründen erst jetzt bekannt wurde, sprachen der syrisch-orthodoxe Patriarch Ignatius Ephräm II. Karim und der Stellvertretende Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz, Bischof Thomas Schirrmacher, zwei Tage vor Weihnachten vor den höchsten muslimischen Führern aus 40 Ländern und riefen sie dazu auf, ihre christlichen Minderheiten zu schützen. Sie sprachen auf der Veranstaltung „2017 – Jahr der islamischen Solidarität: Interreligiöser und interkultureller Dialog“ in Aserbaidschans Hauptstadt Baku.

Foto: Eröffnung durch den Präsidenten von Aserbaidschan © BQ/WarneckeDie Einladungen ergingen direkt vom Präsidenten der Republik Aserbaidschan, Ilham Aliyev, und Seiner Tugendhaftigkeit, Sheikh-ul-Islam Allahschükür Pashazade, dem höchstrangigen Muslim von Aserbaidschan und Großscheich der ganzen Kaukasus-Region. Eingeladen waren auch der Vatikan, vertreten durch eine Delegation unter der Leitung des maronitischen Patriarchen Moran Mor Bechara Boutros Kardinal al-Rahi, mehrere jüdische Leiter und eine kleine Gruppe aus anderen Religionen.

Einige der Länder, welche ihren ranghöchsten muslimischen Repräsentanten oder den Minister für Islam-Angelegenheiten entsandt hatten, sind folgende:

Aserbaidschan, Indonesien, Marokko, Türkei, Usbekistan, Kirgisistan, Libanon, Ägypten, Afghanistan, Algerien, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Pakistan, Palästinensische Autonomiegebiete, Bosnien-Herzegowina, Indien, Russland, Ukraine, Weißrussland, Bulgarien, Frankreich, Vereinigtes Königreich, Tschechische Republik, Finnland, Serbien.

In seiner Rede sagte Schirrmacher: „Vor einigen Monaten besuchte ich einen alten Freund, den Großmufti von Lahore, Maulana Abdul Khabir Azad, in seiner riesigen Moschee, in der manchmal bis zu 100.000 Menschen gleichzeitig beten. Diesmal war es jedoch ein offizieller Besuch, da ich ihm im Namen der Gemeinschaft der Weltweiten Evangelischen Allianz und 600 Millionen Mitgliedern dafür dankte, dass er einen großen Mob, der christliche Wohnviertel in Lahore niederbrennen wollte, aufhielt, und zwar drei Mal zu unterschiedlichen Gelegenheiten, indem er sich ihnen in den Weg stellte und ihnen sagte, dass dies nicht Allahs Wille sei. Einmal – und das hörte ich von mehreren Augenzeugen – drängte der Mob weiter, und dieser mutige und fromme Mann Gottes sagte: Wenn ihr sie töten wollt, müsst ihr zuerst mich töten. Dann hielt der Mob an. Das ist Solidarität vom Feinsten!“

Foto: Bischof Schirrmacher während seiner Ansprache © BQ/WarneckeSchirrmacher unterstützte auch die Erklärung seines Vorbildes und Freundes Ignatius Ephräm II. Karim von Damaskus, des syrisch-orthodoxen Patriarchen mit dem offiziellen Titel „Patriarch von Antiochien und dem ganzen Orient, Oberhaupt der Syrisch-Orthodoxen Kirche, Moran Mor Ignatius Ephräm II. Karim“, der in seiner Rede sagte:

„Damit die Anhänger aller Religionen in Frieden leben können, sind folgende Prinzipien von größter Bedeutung:

Respekt für jeden Menschen, ungeachtet seiner Religion und Rasse. Gott erschuf uns alle als Gleichgestellte, weil er uns alle liebt, und niemand sollte das Recht haben zu entscheiden, wer von uns menschlich weniger wert ist und wer es verdient, zu leben oder zu sterben.

Religionsfreiheit sollte für alle Menschen gewährleistet sein. Zu diesem Zweck sollte eine Trennung zwischen dem religiösen Privatleben von Einzelpersonen und den öffentlichen Belangen einer Nation klar definiert sein.

Kenntnis über den anderen ist wichtig, um ein friedliches Zusammenleben zu sichern, denn Unkenntnis über den anderen erzeugt Angst, Angst erzeugt Isolation und Isolation führt zu Misstrauen und schließlich zu Gewalt.

Dialog auf verschiedenen Ebenen wird dringend benötigt, um Vertrauen zwischen Menschen verschiedener Glaubensrichtungen aufzubauen, besonders unter der Jugend. Ein solcher Dialog sollte sich auf Konvergenzpunkte konzentrieren und gemeinsame Grundsätze hervorheben, die zur Bereicherung und Verbesserung im Leben der Menschen beitragen.“

Folgendes sagte die Konferenz über sich selbst: „Die internationale Konferenz ‚2017 – Jahr der Islamischen Solidarität: Interreligiöser und Interkultureller Dialog‘ wurde in Baku eröffnet. Die Konferenz, mitorganisiert vom Amt der Muslime des ganzen Kaukasus und dem Staatskomitee für Arbeit mit religiösen Organisationen, bildet den Abschluss des ‚Jahres Islamischer Solidarität‘. Unter den Teilnehmern der Konferenz sind staatliche und religiöse Personen sowie Wissenschaftler aus fast 40 Ländern, Leiter und Abgesandte von acht internationalen Organisationen, Sondergesandte von Staatsoberhäuptern von etlichen Staaten, Leiter von Religionsgemeinschaften, Mitglieder von Regierungen, der allgemeinen Öffentlichkeit und von Parlamenten sowie Vertreter des diplomatischen Korps.“

Schirrmacher sprach mit folgenden Delegierten

Muslimische Führer

  • Seine Tugendhaftigkeit Sheikh-ul-Islam Allahshukur Pashazade, Großscheich von Aserbaidschan, Vorsitzender des Vorstandes der Muslime im Kaukasus, Vorsitzender des Komitees für religiöse Gemeinschaften von Aserbaidschan
  • Shawki Ibrahim Allam, Großmufti von Ägypten
  • Ali Erbash, Leiter des Amtes für Religiöse Angelegenheiten der Türkei
  • Taufiq Al-Sudairy, Erster Stellvertretender Minister für Religiöse Angelegenheiten von Saudi-Arabien
  • Mohamed Aissa, Minister für Religiöse Angelegenheiten von Algerien
  • Ali bin Abdurrahman Al-Hashim, Ratgeber (Minister) für religiöse Angelegenheiten für den Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate
  • Scheich Ibrahim Khalil Awadallah, Stellvertretender Großmufti von Jerusalem und Palästina
  • Artukbek Yusupov, Vorsitzender des Komitees für Religiöse Angelegenheiten, Usbekistan
  • Scheich Ahmed Tamim, Mufti der Ukraine
  • Usmonkhon Alimov, Mufti von Usbekistan
  • Husein Kavazovic, Großmufti (Reis ul-Ulema) von Bosnien und Herzegowina
  • Mustafa Jusufspahic, Großmufti von Belgrad, Serbien

Jüdische Leiter

  • Rabbi Yevdayev Milikh Ilhanonovich, Vorsitzender der „Religiösen Gemeinschaft von Bergjuden von Aserbaidschan“
  • Rabbi Marc Scheier, Präsident der Stiftung für Ethnische Verständigung, USA
  • Abraham Cooper, Dekan des Simon Wiesenthal Zentrums, USA
  • Malcom Hoenlein, Vorstandsvorsitzender der Konferenz der Präsidenten Größerer Amerikanischer Jüdischer Organisationen, USA

Christliche Leiter

  • Moran Mor Bechara Boutros Kardinal al-Rahi, Maronitischer Patriarch von Antiochien und des ganzen Orients
  • Rev. Monsignore Khaled Akasheh, Vorsitzender der Abteilung für den Dialog mit dem Islam im Päpstlichen Rat für Interreligiösen Dialog, Rom/Vatikan
  • Bischof Lennart Koskinen, Schweden


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