Bonner Querschnitte 21/2011 Ausgabe 175

Zurück

Standardwerk zum Martyrium in der Bibel endlich in deutscher Ã?bersetzung

(Bonn, 18.07.2011) Das bereits in viele Sprachen übersetzte Standardwerk des 2010 an Krebs gestorbenen kanadischen Theologieprofessors Glenn M. Penner ‚Im Schatten des Kreuzes‘ ist nun auch in deutscher Sprache erschienen. Es wird von Hochschulen weltweit in der Theologenausbildung eingesetzt.

Glenn M. Penner widmet sich in seiner umfassenden Studie einem oft verdrängten Thema: dem Verhältnis von Verfolgung, Leid und echter Christusnachfolge. Hierfür untersucht er ausgewählte Texte der gesamten Bibel – von den fünf Büchern Mose bis zur Offenbarung des Johannes. Außerdem zeigt er, dass es bereits in der Bibel viele verfolgte Menschen gab und dass Gott selbst ein leidender Gott ist. Doch Leid und Verfolgung haben nicht das letzte Wort, sondern Christen dürfen auf ein besseres Leben hoffen, auf die Ewigkeit.

Das Buch ist der erste Band der neuen ‚Edition Märtyrerkirche‘, die die Hilfsaktion Märtyrerkirche (Uhldingen) im SCM Brockhaus Verlag herausgibt.

[Ende der Meldung]

 

Hierzu bieten wir Ihnen als Hintergrundinformation oder zum Abdruck:     
1. Das Geleitwort von Thomas Schirrmacher, Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit und enger Freund des Verstorbenen   
2. Eine Buchbesprechung von Wolfgang Häde, Autor des Buches „Mein Schwager, ein Märtyrer“

 

Bibliografische Angaben:

·         Glenn M. Penner. Im Schatten des Kreuzes: Eine biblische Theologie. 432 S. SCM R. Brockhaus: Wuppertal, 2011. ISBN 978-3-417-26385-5. 19,95 €

 

Geleitwort von Thomas Schirrmacher

Als Glenn M. Penner am 25.01.2010 nach langem Leiden an Leukämie viel zu früh mit 48 Jahren starb, hatte er zwar selbst nie um seines Glaubens willen gelitten, aber war doch für viele ein Vorbild darin geworden, im Leiden Gott zu vertrauen.

Ich erinnere mich an eine seiner letzten Predigten. Er war von seinem Leiden gezeichnet nach Bonn gekommen und musste dann einen Tag ausruhen. Andere hätten sich längst zurückgezogen. Aber er sprühte vor Ideen und plante mit uns, was man weltweit tun könne. In seiner Predigt legte er der Gemeinde eindrücklich ans Herz, dass Christsein keine Schönwetterreligion ist, sondern sich in Leid, Not und Schmerz dieser Welt bewähren muss. Sein tiefes Vertrauen auf Gott sprang auf mich als Übersetzer über. Um wieder abreisen zu können, musste er dann wieder einen Ruhetag einlegen.

Dieses vorliegende, 2004 geschriebene Buch war lange überfällig. Als ich im Jahr 2000 meine theologische Abhandlung „Christenverfolgung geht uns alle an“ veröffentlichte, dachte ich sofort, dass man neben einer theologischen Arbeit eigentlich einmal die gesamte Bibel von vorne bis hinten auf das Thema „Leiden für den Glauben“ durchgehen müsse, gibt es doch kaum ein biblisches Buch, in dem das Thema nicht von immer neuen Seiten beleuchtet wird.

Oft haben Glenn und ich diskutiert, wie man das Thema Verfolgung losgelöst von medienwirksamen Ereignissen in die theologische Ausbildung und in den Gemeindealltag einbringen kann. Wir kamen immer wieder zu demselben Schluss: Ein Gang durch die ganze Bibel macht deutlich, dass das Thema Leiden um des Glaubens willen kein Sonderpfründlein spezialisierter Missionswerke ist, sondern normaler Bestandteil der Heilsgeschichte und des Glaubens.

Glenn hat das dann im Rahmen von Voice of the Martyrs – zuletzt als Direktor des kanadischen Zweiges – und zusammen mit unserem Internationalen Institut für Religionsfreiheit in Ländern mit eingeschränkter Religionsfreiheit in die Praxis umgesetzt, etwa in Kursen für Pastoren in Südamerika, Afrika und Asien. Heute benutzen viele Bibelschulen weltweit das vorliegende Buch, das aus diesen Kursen entstanden ist. Denn das Buch schlug sofort ein und wurde in viele Sprachen übersetzt, etwa in das Koreanische und das Chinesische.

Das führte denn auch dazu, dass viele selbst verfolgte Christen Rückmeldung geben konnten und sich zeigte, dass Glenn Penner aufgrund seines langen Einsatzes für verfolgte Christen ihre Lage wirklich kannte und ein Buch geschrieben hatte, das eine saubere Arbeit am Text mit den realen Erfahrungen der Gegenwart weltweit verknüpft. Dadurch entstand ein tiefschürfendes, aber aktuelles, lebendiges und verständliches Buch, dem ich auch in deutscher Sprache eine weite Verbreitung wünsche.

Prof. Dr. theol. Dr. phil. Thomas Schirrmacher

Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit
Sprecher für Menschenrechte der Weltweiten Evangelischen Allianz
Vorsitzender der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz

 

Buchbesprechung von Wolfgang Häde

Der kürzlich an Krebs gestorbene Glenn Penner war zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des kanadischen Zweiges von „Voice of the Martyrs“ (Hilfsaktion Märtyrerkirche). Sowohl als Sprecher auf Konferenzen und in Kirchen westlicher Länder als auch auf Pastorentreffen in Ländern mit Verfolgung entdeckte Penner, wie ausführlich die Bibel gerade auf die Verfolgung, also das „Leiden um Gerechtigkeit willen“ (S. 14) eingeht.

Penners Buch, das zu einer „biblischen Theologie der Verfolgung“ beitragen will, ist – weitgehend in der Reihenfolge der biblischen Bücher – voll mit exegetischen Studien zu biblischen Aussagen, die aufzeigen, dass buchstäblich von 1. Mose bis zur Offenbarung Verfolgung ein Grundthema der biblischen Botschaft ist. Laut eigener Zielsetzung (S. 180) will Penner im ersten Teil seines Buches zeigen, dass Leiden den Zielen und der Person Gottes nicht fremd sind. Der nachfolgende zweite Teil stellt die Lehren Jesu über Verfolgung und die Verkündigung und Praxis der Apostel dar.

Penner deckt eine Linie auf von der ersten göttlichen Verheißung in 1. Mose 3,15 (S. 36 – aufgegriffen in Offenbarung 12, S. 383) bis zum Endsieg Gottes und des „Samens der Frau“: Zum Sieg („Kopf zertreten“) muss es durch Leiden („Ferse stechen“) gehen. Leiden ist die Folge der Tatsache, dass die Welt vom Bösen/Satan beherrscht wird und wir in Verbindung mit Christus gegen ihn kämpfen.

Aus der Fülle der von Penner genannten und erläuterten biblischen Belege nur einige wenige Beispiele:

Der erste menschliche Tod in der Weltgeschichte ist ein Märtyrertod („Kain und Abel“, S. 44-47). Verfolgung beginnt dort wegen religiöser Intoleranz und spielt sich im engsten Familienkreis ab.

Auf S. 113-115 geht Penner auf die sogenannten „Rachepsalmen“ ein. Sie sind laut Penner Gebete um göttliche Gerechtigkeit, nicht Ausflüsse menschlichen Grimms. Beter schütten ihr Herz vor Gott aus. Die „Rachepsalmen“ werden daher gerade unter verfolgten Christen viel mehr geschätzt und verstanden.

Jesaja (S. 121-124) zeigt prophetisch auf (besonders Jesaja 53), dass Leiden (wie vorher von Penner dargestellt) nicht nur Strafe für Sünde, Disziplinierung zwecks Erziehung oder Verfolgung aufgrund unserer Nähe zu Gott sein kann. Gott setzt Leiden vielmehr auch als Methode ein, seine Ziele in dieser Welt zu verwirklichen. Um Leiden und Tod zu besiegen, benutzt Gott den Weg von Leiden und Tod.

Ausführlich legt Penner dar (S. 135-144), dass Gott nicht erst in Christus ein leidender Gott ist, und geht dabei auf das Argument der „Impassibilität Gottes“ (der Lehre, dass Gott aufgrund seiner Unveränderlichkeit nicht leiden könne) ein. Nicht aufgrund von Schwäche, sondern aufgrund seines souveränen Entschlusses zur Liebe geht Gott das Risiko ein, zurückgewiesen zu werden und dadurch zu leiden. Als Liebender leidet er auch mit seinem Volk.

Als Jesus dann seine Jünger schult, steht die Vorbereitung auf Leiden und Verfolgung im Vordergrund (vgl. besonders Matthäus 10,16-42; S. 184-210). Gerade in Matthäus 10 wird deutlich, dass Mission und Leiden untrennbar verknüpft sind (S. 184).

Auch die Briefe des Apostels Paulus sind voll von Aussagen über Leiden. Schlüsseltext ist der 2. Korintherbrief (S. 279-292), in dem Paulus seine Stellung als Apostel mit seinen Leiden um Christi willen verknüpft.

Penner schließt seine tief gehende Studie ab mit dem Hinweis darauf, dass für die Wiederkunft Jesus nicht nur die Verkündigung des Evangeliums an alle Völker (Matt. 24,14) Bedingung sei, sondern auch die Vollendung der Zahl der Märtyrer (Off. 6,9-11). Er fragt: „Bin ich bereit, der letzte Märtyrer für Jesus zu sein?“ (S. 390).

Ausgehend von der weiten Sicht für die weltweite Gemeinde Jesu heute und den tiefen Einblicken in das biblische Zeugnis wird Penners Buch zu einer Herausforderung gerade für uns westliche Christen: Es geht beim Thema Leiden/Verfolgung nicht nach dem Motto: „Jesus macht Dein Leben schön; aber manchmal wirst du auch etwas leiden müssen!“ Biblische Lehre ist vielmehr: „Leiden um Christi willen ist ausdrücklich Teil deiner Berufung. Weil Gott aus Liebe leidet – und weil in Christus der Weg durch Leiden und Sterben zur Kraft und zum Sieg geht, darum muss sich diese ‚Methodik Gottes‘ auch in deinem Leben durchziehen, wenn du Diener in seinem weltweiten Auftrag sein willst.“

Wolfgang Häde

Wolfgang Häde lebt in der Türkei und ist Autor des Buches „Mein Schwager, ein Märtyrer“, in welchem er über Leben und Tod seines Schwagers Necati Aydin berichtet. Aydin war eines der Opfer der Morde von Malatya im April 2007.

 

 

Downloads:

·         Foto: Glenn Penner (links) währen einer Predigt in Bonn, übersetzt von Thomas Schirrmacher (Initiates file downloadjpg)

·         Cover (Initiates file downloadjpg)

 

Link:

·         BQ 124 (eng) zum Tod von Glenn Penner:
Opens external link in new windowwww.bucer.de/ressourcen/bq.html

Dokumente

BQ0173_02.pdf