Bonner Querschnitte 25/2013 Ausgabe 260
ZurückGroÃ?e Anhörung im rumänischen Parlament zu Religionsfreiheit und Christenverfolgung
Internationales Institut für Religionsfreiheit stellt Experten
(Bonn, 24.06.2013) Bei einer sechsstündigen GroÃen Anhörung des Menschenrechts- und des Rechtsausschusses des rumänischen Parlaments zum Thema Religionsfreiheit, sprachen zunächst der AuÃenminister Titus Corlatean und der Kulturminister Rumäniens Daniel Barbu, sodann der Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses Nicolae Paun sowie Vorsitzende anderer Ausschüsse. Der Direktor des IIRF, Thomas Schirrmacher, fasste anschlieÃend in einem Vortrag internationale Forschungsergebnisse zur Religionsfreiheit zusammen. Es folgten Voten weiterer Minister und Abgeordneter sowie internationaler Gäste.
Der rumänische AuÃenminister forderte, Religionsfreiheit zu einem Dauerthema der AuÃenpolitik zu machen. Als Vorbild nannte er Deutschland, wo er gerade AuÃenminister Guido Westerwelle und Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin besucht habe. Es sei schon viel geholfen, wenn sich jedes Land für die religiösen Belange seiner Bürger im Ausland einsetze. So habe Rumänien sich wiederholt massiv für die Religionsfreiheit der Rumänisch-Orthodoxen Kirche und rumänischer Baptisten in Serbien eingesetzt. Allein dadurch werde Religionsfreiheit zu einem normalen Thema der AuÃenpolitik. Rumänien habe immer schon neben der groÃen Nationalkirche viele kleine christliche Minderheiten, aber auch Anhänger anderer Religionen, beherbergt, die sich auch vorbildlich in Staat und Gesellschaft engagierten. Er rief die Staaten weltweit dazu auf, in christlichen und anderen religiösen Minderheit im eigenen Land keine Bedrohung zu sehen, sondern eine Bereicherung und einen Pool engagierter Bürger.
Schirrmacher verwies zu Beginn seines Expertenvortrags darauf, dass die Revolution in Rumänien 1989, die zum Sturz des Diktators Nicolae Ceau?escu führte, in Timi?oara begann, weil die Regierung den gewählten Pfarrer einer reformierten Kirchengemeinde absetzte. Dem Protest einer Gemeinde schlossen sich immer weitere Kirchen und Gruppen an. Religionsfreiheit gehöre zur Urerfahrung der neuen Freiheit in Rumänien und sei ein mühsam errungener Schatz, den es nach innen und auÃen zu verteidigen gelte.
Schirrmacher betonte, dass Religionsfreiheit eine friedliche Gesellschaft fördere, während Länder, in denen die Religionsfreiheit unterdrückt werde, keine Harmonie hervorbrächten, sondern von Gewalt im Inneren geprägt seien und terroristische Bewegungen hervorbrächten, die die Gewalt zwischen den Religionen in andere Länder exportierten. Schirrmacher lehrt auch Religionssoziologie an einer staatlichen Universität in Rumänien.
In einem anschlieÃenden Gespräch mit dem Direktor des IIRF vereinbarten AuÃenminister und Kulturminister eine regelmäÃige Zusammenarbeit zwischen rumänischer Regierung und IIRF.
Moderiert wurde die Anhörung von Nela Burcea von der rumänischen Asociatia Constiinta Libertate (
www.constiintasilibertate.ro) dem rumänischen Zweig der von Siebentags-Adventisten gegründeten International Religious Liberty Association (IRLA).
Aus Anlass der Anhörung gaben Nelu Burcea für die International Religious Liberty Association und Thomas Schirrmacher für das Internationale Institut für Religionsfreiheit zusammen ein 600seitiges Buch heraus (âJurnalul Libertatii de Constiintaâ), in dem sich 45 in Rumänien lehrende Professoren der verschiedensten Fachrichtungen, aber auch der verschiedensten Konfessionen, Religionen und Weltanschauungen, Argumente für Religions- und Gewissensfreiheit vorstellen. Die Herausgabe sowie der Sonderdruck von 800 Exemplaren für alle Parlamentsmitglieder und Ministerien wurden vom rumänischen Parlament finanziert.
Am Vorabend der Anhörung fand ein vom Kulturministerium ausgerichtetes Konzert des Rumänischen Nationalchores âMadrigalâ zugunsten der Religionsfreiheit im âAthenaeumâ im Zentrum von Bukarest statt. Die Ansprachen des Vorsitzenden des Rechtsausschusses des rumänischen Parlamentes Bogdan Ciuca und des Direktors des IIRF, Thomas Schirrmacher, bildeten zugleich die Eröffnung der Anhörung. Der Nationalchor feierte Ostern sein 50jähriges Jubiläum und hat zahlreiche internationale Chorpreise gewonnen.
Als Alternative bieten wir den Pressebericht des PRO Medienmagazins an (bitte Quelle bei Abdruck angeben).
http://www.pro-medienmagazin.de/politik.html?&news%5Baction%5D=detail&news%5Bid%5D=6755
Rumänien will Christen schützen
Zur Zeit des Sozialismus waren Gläubige in Rumänien besonders bedrängt. Nun macht sich ausgerechnet dieser ehemalige Ostblockstaat auf den Weg, Christenverfolgung weltweit zu ächten.
Nicolae Ceau?escu gilt als der brutalste Diktator Europas. Bis 1989 regierte er Rumänien. Wie nahezu überall in Osteuropa litten auch die Kirchen unter dem sozialistischen Regime: Christen wurden inhaftiert, friedliche Protestmärsche von Polizisten niedergeknüppelt, Gemeinden enteignet. Obwohl die Gläubigen damals in Scharen flohen, gilt Rumänien heute als religiösester ehemaliger Ostblockstaat. 96 Prozent der Bevölkerung sind Christen, insgesamt 87 Prozent orthodox. Die Religionsfreiheit ist in der Verfassung verankert. Vielleicht ist es ein Stück Vergangenheitsbewältigung, dass sich ausgerechnet Rumänien über zwei Jahrzehnte nach der Wende aufmacht, Christenverfolgung auÃenpolitisch zu thematisieren.
Am Montag sprachen Experten dazu vor dem Menschenrechts- und Rechtsausschuss des Parlaments, etwa Thomas Schirrmacher, Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit der weltweiten Evangelischen Allianz. Auf Anfrage von pro berichtet er davon, dass der rumänische AuÃenminister Titus Corlatean gefordert habe, Religionsfreiheit zu einem Dauerthema der AuÃenpolitik zu machen. Als Vorbild nannte er Deutschland â nicht zufällig, erst wenige Tage zuvor hatte er die Bundesrepublik bereist. Er habe die Staaten weltweit dazu aufgerufen, in christlichen und anderen religiösen Minderheit im eigenen Land keine Bedrohung zu sehen, sondern eine Bereicherung.
Anlässlich der Anhörung hatten die International Religious Liberty Association und das Institut für Religionsfreiheit zudem ein 600-seitiges Buch veröffentlicht, in dem sich 45 Professoren aus Rumänien, unter anderem auch Christen aus dem Raum der Evangelischen Allianz, Baptisten und Adventisten für Religions- und Gewissensfreiheit aussprechen. Das Buch wurde â finanziert vom rumänischen Parlament â allen Abgeordneten und Ministerien zur Verfügung gestellt.
Schirrmacher erhofft sich nun weitere politische Impulse. Er selbst will bald nochmals zu Gesprächen ins rumänische AuÃenministerium reisen, das Bildungsministerium könnte demnächst eine Kommission zur Verankerung des Themas Religionsfreiheit in Schulbüchern schaffen, sagt Schirrmacher. Er ist überzeugt: Wenn sich ein Land in seiner AuÃenpolitik der Religionsfreiheit und der Ãchtung der Christenverfolgung widmet, wirkt das auch nach innen. Dies sei vor allem deshalb interessant, weil in Rumänien derzeit die Etablierung des orthodoxen Glaubens als Staatsreligion diskutiert werde â eine MaÃnahme, die die religiösen Minderheiten im Land erneut einengen könnte. (al / pro)
Links zur Anhörung:
· Anweisung des Parlamentspräsidenten auf Rumänisch: www.cdep.ro/bp/docs/F1064535560/357.pdf
· Ankündigung auf Rumänisch: http://www.ziare.com/cultura/academie/libertatea-religioasa-dezbatuta-la-palatul-parlamentului-basescu-invitat-1241025
· Bericht auf Rumänisch: http://www.radiometafora.ro/2013/06/16/politichiadimboviteana-369/
· Bericht auf Rumänisch: http://www.libertatea.ro/detalii/articol/homosexuali-parlament-paun-barbu-451829.html
· Bericht zum Konzert: http://www.adventist.ro/index/prima-pagina/8118-corul-madrigal-a-sustinut-la-ateneul-roman-concertul-libertatii-religioase-2.html
Downloads:
· Anweisung des Parlamentspräsidenten (pdf)
· Buchcover des âJurnalul Libertatii de Constiintaâ (jpg)
· Foto 1: Die Eröffnungsredner des Konzerts am Sonntag Abend: Bogdan Ciuca, Vorsitzender des Rechtsausschusses des rumänischen Parlamentes und Thomas Schirrmacher
· Foto 2: Thomas Schirrmacher im âAthenäumâ bei der Ansprache des Eröffnungskonzerts, daneben âMadrigalâ, der rumänische Nationalchor
· Foto 3: Das rumänische Parlament
· Foto 4: Mit dem rumänischen Kulturminister (links) und dem rumänischen AuÃenminister (rechts)
· Foto 5: Erste Runde der Anhörung, von links: Vorsitzender des Menschenrechtsausschusses, Professor Bill Prevette (Oxford University), Thomas Schirrmacher, AuÃenminister (auf dem Monitor), Moderator Nelu Burcea, Kulturminister
· Foto 6: Zweite Runde der Anhörung, von links: Professor Bill Prevette (Oxford University), Thomas Schirrmacher (auf dem Monitor), rumän. Bildungsminister, Moderator Nelu Burcea, Stenograf
