Bonner Querschnitte 25/2014 Ausgabe 311
ZurückChristen in Ã?gypten hoffen auf Gerechtigkeit und Frieden
Generalbischof Anba Damian zu Gast in GieÃen
(Bonn/GieÃen, 20.08.2014). Am 11. August beehrte das Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Bischof Anba Damian, die GieÃener Hochschulgruppe der Konrad-Adenauer-Stiftung mit einem Besuch. Sein Vortrag »Quo vadis, Aegyptus?« (»Wohin gehst du, Ãgypten?«) vermittelte neben historischen Zusammenhängen tiefgehende Einblicke in die aktuelle politische und gesellschaftliche Situation des Landes. Auch referierte der Bischof über die Zukunftsperspektiven für den Frieden, die Stabilität und Religionsfreiheit in Ãgypten.
Deutliche Worte fand Bischof Damian hinsichtlich der Situation der Kopten: Trotz ihres hohen Anteils an der Gesamtbevölkerung würden die ägyptischen Christen nach wie vor als Bürger zweiter Klasse behandelt und sähen sich gegenüber der muslimischen Mehrheitsgesellschaft auf vielerlei Arten benachteiligt: Massive Diskriminierungen erlebten die Kopten bei der Vergabe von Stipendien, Studien- und Arbeitsplätzen sowie vonseiten der Behörden. Auch würden an Kopten verübte Verbrechen wie Brandstiftungen, Vergewaltigungen oder Entführungen nicht oder nur unzureichend geahndet. Versprochene staatliche Gelder für den Wiederaufbau von Kirchen und diakonischen Einrichtungen, die durch Anschläge zerstört wurden, stünden immer noch aus. In vielen Regierungsinstitutionen und diplomatischen Vertretungen seien die Kopten nicht oder nur unzureichend repräsentiert.
Der Bischof wusste aber auch Positives zu berichten: Die einjährige Regierungszeit der inzwischen als Terrororganisation verbotenen Muslimbruderschaft habe dazu geführt, dass Kopten und moderate Muslime näher zusammengerückt seien und sich nun vermehrt gemeinsam für Frieden und Gerechtigkeit engagierten. Auch hätten die landesweiten Demonstrationen deutlich gemacht, dass viele gerade auch junge Menschen in Ãgypten eine demokratische und für alle gerechte Gesellschaftsordnung wünschen.
Angesichts des groÃen Einflusses der Imame, der muslimischen Prediger und Gelehrten, im Land formulierte Bischof Damian die Hoffnung, dass alle Imame der im Namen des Islams ausgeübten Gewalt und Ungerechtigkeit gegen Andersgläubige absagen und für ein friedliches Miteinander der verschiedenen Bevölkerungsgruppen werben. Ein wichtiger Beitrag hierfür habe in der Vergangenheit auch die Bildungsarbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung in Ãgypten geleistet: Er wünsche sich sehr, so der Bischof, dass die Stiftung ihre wertvolle Arbeit innerhalb der politischen und religiösen Elite des Landes wieder aufnimmt bzw. aufnehmen kann. Einen Handlungswunsch formulierte Bischof Damian auch an die Adresse der deutschen Politik und Medien: Trotz der erforderlichen Rücksichtnahme auf internationale Zusammenhänge und die Befindlichkeiten in der Arabischen Welt sei es weiterhin dringend nötig, Missstände klar beim Namen zu nennen und auf eine Verbesserung der gesellschaftlichen und politischen Lage auch in Ãgypten hinzuwirken. Auch hier könne Deutschland eine sehr positive Rolle für die weitere Entwicklung des Landes und der gesamten Region ausüben.
Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) setzt sich national und international durch politische Bildung für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit ein. Sie fördert und bewahrt freiheitliche Demokratie, die Soziale Marktwirtschaft und die Entwicklung und Festigung des Wertekonsenses. In Auslandbüros betreut sie weltweit mehr als 200 Projekte in über 120 Ländern. Ihr Sitz ist in Sankt Augustin und Berlin. Begabte junge Menschen, nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Mittel- und Osteuropa sowie aus den Entwicklungsländern fördert sie ideell und materiell mit einem umfangreichen Leistungs- und Schulungsangebot.
»Dass militante Muslime unsere Kirchen in Ãgypten niedergebrannt haben, ist nicht das Problem. Kirchen kann man wieder aufbauen. Und wenn unsere zerstörten Kirchen der Preis sind, den wir für den Frieden in Ãgypten bezahlen, dann haben wir einen sehr kleinen Preis bezahlt. Wichtiger als unsere Kirchen ist, dass in Ãgypten Frieden einkehrt.«
Tawadros II., Papst der koptisch-orthodoxen Christenheit, bei seinem Deutschlandbesuch im Dezember 2013
Autor: Daniel Röthlisberger, Hüttenberg
Links:
· Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin/Berlin: www.kas.de
· Zur Person von Bischof Anba Damian (Wikipedia): http://de.wikipedia.org/wiki/Damian_%28koptischer_Bischof%29
· Koptisches Kloster Höxter-Brenkhausen (Dienstsitz von Bischof Damian): http://www.koptisches-kloster-hoexter.de/Brenkhausen/
Downloads:
· Foto 1 und
Foto 2: Generalbischof Anba Damian (© Dieter Obermeyer)
· Foto 3: Koptisch-orthodoxes Kloster Höxter-Brenkhauser
