Bonner Querschnitte 27/2009 Ausgabe 111

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Schirrmacher in Indien zum â??Distinguished Professor of Global Ethicsâ?? ernannt

(Bonn, 25.09.2009) Die durch einen Gesetzesakt vom 14.5.2005 errichtete Hochschule des kleinen indischen Bundesstaates Meghalaya hat den Bonner Ethiker und Religionssoziologen Thomas Schirrmacher zum „WCU Distinguished Professor of Global Ethics and International Development“ ernannt. Schirrmacher soll insbesondere die ökologische Ausrichtung der Universität ethisch, soziologisch und theologisch untermauern.

Neben Schirrmacher wurde der in der Schweiz im Bankenwesen wirkende Inder Professor Prabhu Guptara zum „WCU Distinguished Professor of Global Business, Management and Public Policy“ ernannt. Der aus Delhi stammende weltweit gefragte Spezialist für Technologiefolgenabschätzung in der Globalisierung und kulturübergreifende Ethik im internationalen Management ist Direktor der ‚Platform for Business and Executive Development‘, einer Abteilung der UBS (eine der größten Banken der Welt) und betreut Doktoranden an der Universität von Fribourg (Schweiz).

Namensgeber der Universität ist der britische Missionar und Sprachwissenschaftler William Carey (1761-1834), Gründer der ersten asiatischen (und damit auch ersten indischen) Hochschule, dem heute noch bestehenden Serampore College.

Besondere Verdienste erwarb sich Carey auch als Sprachforscher. Er gab mehrere altindische Schriften heraus und verfasste Grammatiken, Lehr- und Wörterbücher für Bengali. Als Botaniker machte Carey sich ebenfalls einen Namen. Er legte zur Erforschung der indischen Tier- und Pflanzenwelt ein großes botanisches Versuchsgelände an. Carey setzte sich für die Abschaffung überkommener Traditionen ein und es gelang ihm aufgrund seines inzwischen starken Einflusses auf die Kolonialpolitik, dass 1829 der in indischen Familien traditionelle Mädchenmord per Gesetz verboten wurde, 1832 dann ebenso die übliche Witwenverbrennung bei der Bestattung des verstorbenen Mannes.

Kanzler der Universität ist der international aktive und anerkannte Ökologe Professor Ken Gnanakan (Ph.D. London, D. Ad.), der wie Schirrmacher Hochschulen in aller Welt berät, Vizekanzler ist Professor Prof. G. Edwin Chandrasekaran (M.Sc., Ph.D., Dip.), Spezialist in Umweltmanagement.

Der Bundesstaat Meghalaya entstand 1972 durch Ausgliederung zweier Bergdistrikte mit überwiegender Stammesbevölkerung aus Assam. Meghalaya übernahm dabei auch die Hauptstadt Assams, Shillong. Meghalaya ist neben Nagaland und Mizoram einer von drei mehrheitlich christlichen Bundesstaaten Indiens. Durch die Missionstätigkeit von Baptisten ist ein großer Teil der Stammesbevölkerung zum Christentum übergetreten. Laut dem Zensus von 2001 sind 70,3 % der Einwohner Meghalayas Christen. 11,8 % praktizieren animistische Glaubensformen. Hauptsächlich unter der nicht-indigenen Bevölkerung sind Hinduismus (13,3 %) und Islam (4,3 %) verbreitet.

Meghalaya hat eine sehr hohe Biodiversität in den Wäldern, die ein Drittel des 300 km x 100 km großen Bundesstaates bedecken. Zwei Drittel der Einwohnern leben von der Landwirtschaft. Die neue Universität will vor allem in Nordostindien die Lebensgrundlagen der Bevölkerung erhalten und verbessern und verhindern, dass die allmähliche Entwicklung des Nordosten, die lange Zeit von der Zentralregierung vernachlässigt wurde, zu Lasten der Lebensgrundlagen geht. Dazu arbeitet die Universität vor allem mit Wissenschaftlern und Forschungseinrichtungen in der Schweiz, Deutschland und Skandinavien zusammen. Sponsor ist unter anderem die ‚International Ecological Engineering Society‘ in Genf (Opens external link in new windowwww.iees.ch).

Schirrmacher hatte bereits 2005 eine Ehrenpromotion der ACTS University in Indien für sein 25jähriges Wirken dort erhalten. Er beteiligt sich seit 30 Jahren an der theologischen und ökologischen Ausbildung in Indien. Seine zusammen mit dem indischen Theologen und Ökologen Prof. Ken Gnanakan durchgeführten Versuche zur Verwertung von Abwasser und Abfall in Slums und Wassermangelgebieten sind international anerkannte Modelle zur Lösung vieler ökologischer Probleme Indiens.

Schirrmacher ist Autor eines in Deutsch und Englisch erschienenen Buches über William Carey (‚Aufbruch zur modernen Weltmission‘, ‚Be Keen to Get Going‘) sowie Mitherausgeber der deutschen Übersetzung der Hauptschrift Careys (‚Eine Untersuchung über die Verpflichtung der Christen‘ [1792]), das sowohl dessen Denken und Theologie darstellt, als auch seine aus reformiertem Geist erfolgte politische und akademische Wirkung nachzeichnet, der Indien viel zu verdanken hat.

Downloads:

  • Initiates file downloadFoto: Thomas Schirrmacher erhält 2005 eine Ehrenpromotion durch Ken Gnanakan

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Dokumente

BQ0111_01.pdf