Bonner Querschnitte 27/2012 Ausgabe 221
ZurückJahrbuch des Martin Bucer Seminars greift heiÃ?es ökumenisches Eisen auf
Das âfilioqueâ â ein unerledigter Streitpunkt der Weltchristenheit
(Bonn, 12.10.2012) Der neueste Band des Jahrbuches des Martin Bucer Seminars greift ein âheiÃes Eisenâ der Theologie auf. Es geht um die trinitätstheologische Frage, von wem der Heilige Geist ausgeht. Abendländische Theologen haben das (zumindest seit Augustinus) immer so verstanden und interpretiert, dass der Heilige Geist aus dem Vater und dem Sohn (lateinisch: âfilioqueâ) zugleich hervorgeht. In das neben dem Apostolikum zweiten bedeutenden altkirchlichen Glaubensbekenntnis, dem Nicäno-Konstantinopolitanum von 381 n. Chr., dem einzigen âökumenischenâ, also in Ost- und Westkirche gleichermaÃen anerkannten Bekenntnis, haben die Abendländer deswegen in den Text nachträglich eingefügt: âWir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht,der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird ...â
Die morgenländische Theologie dagegen sahen das als eine illegitime Verfälschung des von einem Ãkumenischen Konzil verabschiedeten Bekenntnistextes an. Eine bis in die Gegenwart anhaltende Kontroverse war somit geboren.
âFilioqueâ: Dieses kleine lateinische Wörtchen ist eines der bedeutendsten âZankäpfelâ der ganzen Kirchengeschichte geworden â mit einer bis heute verheerenden, kirchentrennenden Langzeitwirkung. Spätestens seit dem groÃen Kirchenschisma von 1054 zwischen Ost und West ist es nicht mehr Ausdruck von zwei legitimen, komplementären Varianten der gemeinsamen Glaubenstradition, sondern mit einem gegenseitigen Häresieverdacht behaftet.
Das Jahrbuch zeichnet in unterschiedlichen Beiträgen die Geschichte der Kontroverse und der modernen Versuche ihrer Ãberwindung nach und stellt die Frage, ob und inwiefern wir die Frage exegetisch überhaupt von der Schrift her beantworten können.
Neben der grundsätzlichen historischen Darstellung von Annette Hannappel finden sich Stellungnahmen aus lutherischer (Karsten Bürgener), reformierter (Thomas Schirrmacher) und täuferischer (Peter H. Uhlmann) Sicht.
Grundsätzlich sind alle Autoren der Meinung, dass die in der Alten Kirche häufiger verwendete Formulierung, die mehrfach als Kompromissformel vorgeschlagen wurden, dass der Heilige Geist vom Vater durch (griech. dia) den Sohn ausgehe, die Sache am besten wiedergebe. AuÃerdem dürfe man bei grundsätzlichem Festhalten an der westkirchlichen Position durchaus beim gemeinsamen Sprechen des Bekenntnisses auf den Zusatz verzichten.
Herausgeber und Autoren stellen das Buch unter das Motto des Kirchenvaters Cyrill von Jerusalem (315-386 n.Chr.): âDer Heilige Geist selbst hat die Schrift diktiert. Er hat auch alles über sich gesagt, was er sagen wollte oder was wir zu erfassen vermögen. Sagen wir also, was er gesagt hat, und wagen wir uns nicht in das vor, was er nicht gesagt hat.â
Bibliografische Angaben:
· Klaus Vogt, Thomas Schirrmacher (Hg.). Das âfilioqueâ â ein unerledigter Streitpunkt der Weltchristenheit. Jahrbuch des Martin Bucer Seminar â ISSN 1610-7241. Band 11 (2011) (erschienen 2012). 150 S. Pb. 16.00 â¬. ISBN 978-3-86269-045-9
· Das Buch ist im örtlichen Buchhandel oder online über www.genialebuecher.de erhältlich.
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