Bonner Querschnitte 29/2012 Ausgabe 223

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Muslime in Europa â?? Gelegenheiten zum Gespräch ergreifen

(Bonn, 23.10.2012) Den Nächsten lieben – was heißt das in einer multikulturellen Gesellschaft? Die Europäische Evangelische Allianz EEA hat an ihrer Jahreskonferenz Kontakte zu Muslimen zur Sprache gebracht.

Der technologische und soziale Wandel erschüttert die islamische Welt. Die deutsche Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher sagte am 10. Oktober an der EEA-Konferenz in Vendrell bei Barcelona, dass die Folgen dieses Wandels noch nicht absehbar seien, da viele Muslime erstmals die Quellen ihrer eigenen Religion studieren könnten. Die Proteste des Arabischen Frühlings seien auch dem Verlangen junger Araber nach einem sinnvollen Leben entsprungen.

Religiöse Menschen…

Von den 20 Millionen Muslimen in Europa bezeichnen sich laut Schirrmacher 90 Prozent als religiös: Inmitten der säkularen Gesellschaft beschäftigt sie, wie sie mit Gott ins Reine kommen können. Sie seien auch für Begegnungen und Gespräche mit Christen offen. Durch Medienberichte über gewalttätige Islamisten sollten sich Christen nicht abhalten lassen, mit Muslimen vor Ort in Kontakt zu treten. Der Islam gebe vielen Muslimen keine zufriedenstellenden Antworten, sagte Schirrmacher mit Verweis auf das Menschenbild.

…in säkularem Umfeld

Die Radikalisierung von Muslimen in freiheitlichen Gesellschaften könnte teilweise auch damit zusammenhängen, dass sie mit ihrer Kultur und traditionsgebundenen Religion auf säkular-überhebliches Unverständnis stießen. Muslime, die sich Christus anvertrauen, werden von ihrer Umgebung teils massiv unter Druck gesetzt – auch in Europa. Manche wagten es nicht, christliche Gemeinden aufzusuchen, sagte Schirrmacher. Doch für das Gespräch über Grundfragen des Lebens – auf einem Kontinent mit mehr und mehr Muslimen – seien sie von höchster Bedeutung.

Das Leben in die Hand nehmen

Die Teilnehmenden der EEA-Konferenz studierten an drei Vormittagen das Verhalten von Jesus gegenüber seinen Landsleuten und den religiösen Autoritäten in Jerusalem anhand von Texten aus dem Johannesevangelium. Der Theologe Samuel Escobar kommentierte die Heilung des Gelähmten am Teich Bethesda am Sabbat. «Jesus lässt nicht zu, dass Religiosität der Gnade und Barmherzigkeit im Weg steht.» Wie einst die methodistische Erweckung in England, ermächtige heute der evangelikale Aufbruch in Lateinamerikas Städten Menschen, ihr Leben in die Hand zu nehmen. «Die Kirche sagt ihnen, dass sie für Gott wichtig sind.» Christen sollen, so Escobar, säkulare Kritik an organisierten Formen von Religion wahrnehmen und bereit sein für neues Wirken Gottes.

Vielfältige Initiativen

Die evangelikale Szene zeichnet sich durch eine Vielfalt von Initiativen aus, die auf gesellschaftliche Trends missionarisch reagieren und Gemeinden zu einem ganzheitlichen Zeugnis verhelfen. Die dreieinhalb Tage in Vendrell dienten dem Austausch über Herausforderungen wie Migration und neue Medien. Die Veranstalter warfen unter anderem Schlaglichter auf die EEA-Vertretung bei der UNO in Genf und auf Albanien, wo die Evangelische Allianz vom Staat als Dachverband der seit 1991 entstandenen evangelischen Gemeinden anerkannt ist.

 

Text mit freundlicher Genehmigung übernommen von Peter Schmid, www.livenet.ch

 

Downloads:

·         Initiates file downloadFoto: Christine Schirrmacher während des Vortrags bei der EEA

Dokumente

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