Bonner Querschnitte 30/2022 Ausgabe 734

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„Das Gefährlichste, was man tun kann, ist, vom Islam zum Christentum zu konvertieren“

IDOP 2022: Blasphemie- und Apostasiegesetze

(Bonn, 20.10.2022) Der bevorstehende Internationale Gebetstag für die verfolgte Kirche (International Day of Prayer for the Persecuted Church = IDOP) am 6. und 13. November bietet die Gelegenheit, auf den eindeutigen weltweiten Trend zur Verschlechterung der Religionsfreiheit hinzuweisen. Bei einer Nebenveranstaltung während des Internationalen Ministertreffens zur Religions- und Glaubensfreiheit Anfang dieses Jahres sprachen christliche Konvertiten aus dem Islam über die realen Folgen von Apostasie- und Blasphemiegesetzen, die in vielen Ländern in Kraft sind.

Auf der Veranstaltung und der begleitenden Ausstellung mit dem Titel „Keine Strafe für Apostasie“, die von der Organisation Set My People Free organisiert wurde, traten renommierte Redner auf, darunter Ahmed Shaheed, UN-Sonderbeauftragter für Religions- und Glaubens­freiheit, und der Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA), Bischof Dr. Thomas Schirrmacher. Sie und andere beschrieben, wie Apostasie- und Blasphemiegesetze die individuellen Freiheiten verletzen und insbesondere gegen ehemalige Muslime eingesetzt werden.

Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen fordert die Gewährleistung der Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit für alle Menschen, einschließlich des Rechts, die Religion bzw. den Glauben zu wechseln. Wie der Gründer von Set My People Free, Kamal Fahmi, erläuterte, werden jedoch derzeit in 24 Ländern Menschen, die dem Islam abschwören, kriminalisiert und/oder zum Tode verurteilt.

„1,3 Milliarden Muslime haben nicht die Freiheit, den Islam zu verlassen“, erklärte Fahmi. „Diese Ausstellung gibt einen Einblick in die Grausamkeiten, die unter diesen Gesetzen auf der ganzen Welt und vor unserer Haustür begangen werden.“

Dr. Paul Marshall, Wilson Distinguished Professor für Religionsfreiheit an der Baylor University und leitender Berater der WEA, zitierte einen Bericht des Pew Research Center, aus dem hervorgeht, dass im Jahr 2019 79 der 198 untersuchten Länder und Gebiete (bzw. mehr als 40 Prozent) über Gesetze oder Richtlinien verfügen, die Blasphemie verbieten, d. h. Reden oder Handlungen, die als verächtlich gegenüber Gott, Menschen oder Objekten gelten, die als heilig eingestuft werden. 

Die Hauptauswirkung dieser Gesetze liegt nicht in ihrer gelegentlichen strafrechtlichen Anwendung, sondern in der damit verbundenen Selbstzensur ganzer Bevölkerungsgruppen, da Menschen, die anderer Meinung sind, lieber schweigen, als das Risiko einzugehen, gesellschaftlich geächtet, bedroht oder sogar vom Mob getötet zu werden.

Eines der persönlichen Zeugnisse auf der Veranstaltung stammte von Mojtaba Hosseini, einem christlichen Konvertiten aus dem Iran, der inhaftiert wurde, weil er sich einer Hausgemeinde angeschlossen hatte. Wenn sie dich als „Apostaten“ bezeichnen, bringen sie dich vielleicht nicht um, aber sie sehen dich nicht mehr als Menschen an. Folglich nehmen sie sich das Recht heraus, dich so zu behandeln, wie sie wollen“, sagte Hosseini.

Schließlich ließ Hosseini seine Familie zurück und floh aus dem Iran. „Die iranische Regierung legte nicht nur meine Hände und Füße in Ketten. Indem sie mich zwang, den Iran zu verlassen, legten sie auch eine Kette um mein Herz“, erzählte er.

Im Einklang mit ihrer Verpflichtung, Gerechtigkeit für die gesamte Menschheit anzustreben, hat sich die WEA seit ihrer Gründung im Jahr 1846 für die Religionsfreiheit für alle Menschen – nicht nur für Christen – eingesetzt. „Jeder Mensch“, so Schirrmacher, „sollte das Recht haben, sich für seinen eigenen Glauben, seine eigene Weltanschauung zu entscheiden, und er sollte frei sein, jegliche Art von Veränderung zu vollziehen, ohne von irgendeinem Strafgesetz bedroht zu sein, und schon gar nicht vom Tod.“

Im Gegensatz dazu zeigen die Erfahrungen von Muslimen in vielen Ländern mit islamischer Mehrheit, die Christen geworden sind, dass „das Gefährlichste, was man gegenwärtig tun kann, ist, vom Islam zum Christentum zu konvertieren“.

Der Internationale Gebetstag für die verfolgte Kirche bietet den Gemeinden Gelegenheit, für diejenigen zu beten und sich mit ihnen zu solidarisieren, die wegen ihres Glaubens an Jesus Christus verfolgt werden. Er wurde vor 25 Jahren von der WEA ins Leben gerufen und ist seitdem von einer großen Zahl von Gemeinden und Werken übernommen worden, von denen viele am ersten oder zweiten Sonntag im November besondere Gottesdienste oder Veranstaltungen abhalten.


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