Bonner Querschnitte 41/2012 Ausgabe 235

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â??Zwangsprostitution ist Vergewaltigung, Folter und Entführung gleichzeitigâ??

Schirrmacher zum Thema „Menschenhandel“ in der Staatskanzlei von Sachsen-Anhalt

(Bonn, 19.12.2012) Auf Einladung des Sozialministers von Sachsen-Anhalt, Norbert Bischoff (SPD), referierte der Menschenrechtsbeauftragte der Weltweiten Evangelischen Allianz, Thomas Schirrmacher, zum Thema „Menschenhandel“ in der Staatskanzlei von Sachsen-Anhalt.

In seiner Einführung betonte der Minister, dass es eine Schande sei, dass Menschenhandel in einem solchen Ausmaß mitten unter uns in Deutschland geschehe und dieses Forum hoffentlich dazu beitrage, das Thema in der politischen Tagesordnung heraufzusetzen. Das Thema dürfe auch nicht parteipolitisch angegangen werden, sondern bedürfe eines Schulterschlusses aller Demokraten.

Schirrmacher, Autor des Buches „Menschenhandel: Die Rückkehr der Sklaverei“, berichtete von Beobachtungen auf seinen letzten Reisen nach Jamaika, Kenia und Korea, brachte aber auch Beispiele aus vielen früheren Reisen mit ein. So erläuterte er die weltweit bestens organisierte Kombination von Menschenhandel und Markenfälscherringen mit großen Produktionsstätten in China, die weltweit Markentaschen und Markenprodukte anböten und Millionen von Touristen bekannt seien – die meist afrikanischen Verkäufer hätten selbst nichts von dem Verkauf.

Ausführlich ging er auch auf die Zwangsprostitution ein, die nicht nur, wenn auch überwiegend, Frauen beträfe. „Fast alle Länder der Erde haben harte Gesetze und Strafen gegen Vergewaltigung, Folter und Entführung. Zwangsprostitution umfasst alle drei Verbrechen gleichzeitig, wird aber viel nachlässiger behandelt, kaum ermittelt und gelinde bestraft“, so Schirrmacher wörtlich.

Das Hauptproblem sei das fehlende Interesse der Zivilgesellschaft und der dies widerspiegelnden Medien, die das Thema höchstens einmal wahrnähmen, wenn es um unappetitliche Verurteilungen von Zuhältern ginge. Nur wenn die gesellschaftliche Empörung hochkochen würde, würde die Politik hier aktiver werden. Ausdrücklich in Schutz nahm Schirrmacher die Polizei in Deutschland, die das Menschenmögliche tue, aber viel zu schlecht ausgestattet sei.

Zum Programm gehörten auch Erfahrungsberichte von Mitarbeitern des Vereins „Mission Freedom“ (Opens external link in new windowwww.mission-freedom.de), der in Hamburg geschützte Wohnung für Aussteigerinnen aus der Zwangsprostitution unterhält. Die Vorstandsvorsitzende Gaby Wentland erzählte, wie sie als normale Bürgerin mit dem Gedanken, es könnte ihre eigenen Kinder betreffen, aktiv wurde. Sie ermutigte nicht nur die anwesenden Politiker und Behördenvertreter, sondern jedermann, hier gemeinsam als Zivilgesellschaft aktiv zu werden.

Ermöglicht wurde die Veranstaltung durch den Magdeburger Verein „Verantwortung und Werte“, dessen Vorsitzender Thorsten Moll die Veranstaltung als großen Erfolg bezeichnete. Denn das Thema gehöre nicht nur in kleine Initiativen, die sich vorbildlich einsetzten, sondern in das Zentrum der Macht.

 

Links:

·         Opens external link in new windowwww.mission-freedom.de

·         Wikipedia zu Norbert Bischoff: Opens external link in new windowhttp://de.wikipedia.org/wiki/Norbert_Bischoff

 

Downloads:

·         Initiates file downloadFoto: (von links) Thomas Schirrmacher, Norbert Bischoff, Staatswappen von Sachsen-Anhalt

Dokumente

BQ0235.pdf