Bonner Querschnitte 50/2013 Ausgabe 285
ZurückVorsitzender der Theologischen Kommission der Weltweiten Ev. Allianz begrüÃ?t koptischen Papst in Deutschland
(Bonn, 21.12.2013) Im Rahmen seiner gegenwärtigen ersten Pastoralreise traf der Papst Tawadros II., koptischer Patriarch von Alexandrien und Papst des Stuhls des heiligen Markus, im Kloster des Heiligen Antonius in Kröffelbach/Waldsolms (Taunus) ein. Er wurde von Thomas Schirrmacher, dem Vorsitzenden des Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA), an der Spitze einer sechsköpfigen Delegation herzlich in Deutschland begrüÃt.
âWarum ist die Koptische Kirche für die Weltchristenheit wichtig?â, fragte Schirrmacher. Kopten seien nicht Christen, âweil es sich bezahlt machtâ. Vielmehr sei die Koptische Kirche von Anfang an die Kirche der Märtyrer, âweil man den Glauben an Gott und an unseren heiligen Erlöser Jesus Christus für wichtiger hält als alles andere in der Weltâ, so Schirrmacher wörtlich.
Er illustrierte dies mit den ersten christlichen Zeugen seiner Heimatstadt Bonn. Im 4. Jahrhundert seien der Ãberlieferung nach mit den römischen Offizieren Cassius und Florentius auch zwei koptische Christen nach Bonn gekommen, die dort den Märtyrertod gestorben seien. Erinnert würde an sie unter anderem durch zwei groÃe Skulpturen ihrer Köpfe, die vor dem Bonner Münster liegen.
So sei auch die Koptische Kirche als solche über die Jahrhunderte hin immer wieder verfolgt worden: zunächst unter den Römern, dann auch von christlichen Herrschern, so dass die Kopten die Muslime zum Teil als Befreier empfanden, dann aber auch lange Zeit unter islamischer Herrschaft mit vielem Auf und Ab. Bei allem Blick auf die Geschichte wüsste aber jeder, âdass ich nicht nur über die Kirche der Vergangenheit, sondern leider, leider auch über die Kirche der Gegenwart sprecheâ, so Schirrmacher. So sei die Koptische Kirche ein Vorbild, an Jesus zu glauben, âkoste es, was es wolleâ. Paulus habe aber auch deutlich gemacht: âWenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mitâ (1. Korinther 12,26). Einerseits sei die Kirche Vorbild, andererseits brauche sie als verfolgte Kirche die uneingeschränkte Solidarität der Christen weltweit.
Schirrmacher ermutigte die Anwesenden, für die Kirche in Ãgypten zu beten, aber zugleich auch Politiker immer wieder zu bitten, alles für Frieden und Religionsfreiheit zu tun. Bei allem Leid glaube er aber auch, dass Gott selbst Christen auch aus Ãgypten nach Europa schicke, âwo es um den christlichen Glauben nicht zum Besten stehtâ. Viele kämen, weil sie Freiheit suchten. âAber ich bitte euch herzlich, vergesst Europa nicht.â Ein solches Kloster wie in Kröffelbach sei nicht nur da, damit sich koptische Christen treffen könnten, âsondern damit das Evangelium auch ausstrahlen kann zu den Menschen in Deutschland und Europa, die Jesus nicht mehr kennen.â
Papst Tawadros II. habe in seiner Amtszeit seit November 2012 bislang den Vatikan, Ãsterreich, die Schweiz, und jetzt Deutschland besucht. Auf die Schlussfolgerung, er werde dadurch noch âoffensichtlich zum Missionar für Europaâ, regagierten die anwesenden ägyptischen Christen mit kräftigem Applaus. Europa müsse immer wieder erinnert werden an die ursprüngliche Kraft des Evangeliums. Dies sei auch immer eine Aufgabe der Christen, die dort leben, wo das Christentum ursprünglich entstanden ist.
AbschlieÃend überreichte Schirrmacher dem Papst einige Bücher zum Thema Martyrium, die im Rahmen der Arbeit des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit der WEA herausgegeben wurden.
Der Papst bedankte sich in seiner Antwortrede sehr und bestätigte seinerseits, wie wichtig das Thema des Martyriums für seine Kirche sei â in Geschichte und Gegenwart.
Ein Vertreter von Bonner Querschnitte fragte nach der aktuellen Sicherheitslage der Christen in Ãgypten. Der Papst bestätigte, dass diese nach wie vor an vielen Stellen schwierig sei. Die Christen würden sich aber sehr bemühen, in Frieden und im Geist der Nächstenliebe auch mit den Muslimen gut zusammenzuleben. Schlussendlich sei aber das christliche Leben in Ãgypten geprägt von âSchweiÃ, Tränen, Blutâ, so der Papst wörtlich.
Im Anschluss gab es in der überfüllten koptischen Kirche des Klosters einen kurzen Gottesdienst, zu dem viele ägyptische Christen von weit her angereist waren.
Nach diesem offiziellen Teil nahm sich Papst Tawadros II. für die WEA-Delegation noch Zeit für eine längere Privataudienz.
Der Papst wird heute noch im Syrisch-Orthodoxen Kloster St. Jakob von Sarug in Warburg erwartet. Morgen beendet er seinen Deutschlandbesuch mit einem Besuch im koptischen Kloster der Jungfrau Maria und des heiligen Mauritius in Höxter-Brenkhausen. Beim dortigen Empfang sollen auch Volker Kauder, Fraktionsvorsitzender der Unions-Bundestagsfraktion, und Elmar Brok, Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten des Europaparlamentes, für ihr Engagement für verfolgte Christen, hier im besonderen für die Koptische Kirche, geehrt werden. Die Laudatio wird Prof. Dr. Dr. Thomas Schirrmacher halten.
Links:
· Papst Tawadros II.: http://de.wikipedia.org/wiki/Tawadros_II.
· Koptisches Kloster St. Anotonius, Kröffelbach: www.stantonius-kroeffelbach.de/
· Koptisches Kloster der Jungfrau Maria und des heiligen Mauritius in Höxter-Brenkhausen: www.koptisches-kloster-hoexter.de
· Internationales Institut für Religionsfreiheit: www.iirf.eu
Downloads:
· alle Bilder © IIRF
· Bild 1: Papst Tawadros II. mit Bischof Damian, Höxter
· Bild 2: Thomas Schirrmacher während seines GruÃwortes
· Bild 3: Papst Tawadros II.
· Bild 4: Papst Tawadros II.
· Bild 5: Schirrmacher übergibt dem Papst Literatur zum Thema Martyrium; rechts: Bischof Michael, Kröffelbach; links: Bischof Damian, Höxter
· Bild 6: Schirrmacher erhält vom Papst eine Ikone
· Bild 7: Im Gespräch mit Tjalf Boris PröÃdorf, Beiratsvorsitzender des Zentralrates Orientalischer Christen in Deutschland
· Bild 8: Gottesdienst im Kloster Kröffelbach
· Bild 9: Gottesdienst im Kloster Kröffelbach
· Bild 10: während der Privataudienz
· Bild 11: Papst Tawadros II. mit der WEA-Delegation; rechts die beiden deutschen koptischen Bischöfe Michael (r.) und Damian (l.)
